kein legaler Export möglich
Erstbeschreibung: 
(Brygoo, Blanc & Domergue, 1974)
Herkunft des Artnamens:
Édouard-Raoul Brygoo, Charles Pierre Blanc und Charles Antoine Domergue vom damaligen Institut Pasteur in Antananarivo, Madagaskar widmeten die Art dem französischen Naturkundler und Biologen André Peyriéras. Peyriéras lebte seit den 1950er Jahren auf Madagaskar. Er unternahm zahlreiche Expeditionen auf der Insel. 1972 nahm er an einer Forschungsreise im Rahmen des sogenannten „RCP 225“ teil. Diese Expedition war zur Entdeckung neuer Arten vom Centre national de la recherche scientifique (CNRS) in Paris, Frankreich, initiiert worden. RCP war dabei die Abkürzung für „Recherches Coopératives dur Programme pour l’etude de la Flore et de la Faune des Hauts Sommets de Madagascar“, zu Deutsch „Programm zur Erforschung der Flora und Fauna der höchsten Gipfel Madagaskars“. Am 30. November 1972 wurde auf ebendieser Expedition das erste Pärchen von Calumma peyrierasi entdeckt und anschließend nach Frankreich geschickt.
Verbreitung:
Calumma peyrierasi kommt ausschließlich knapp unter dem Gipfel des Marojejy-Gebirges im Nordosten Madagaskars vor. Die Art lebt vor allem im ungewöhnlichen Lebensraum zwischen der Grenze des montanen Regenwalds, und dem Bereich, in dem fast nur noch kurzes Gras und sonst fast gar nichts mehr wächst. Die wenigen Funde von Calumma peyrierasi beschränken sich daher auf Höhen von 1900 bis 2000 m. Die Vegetation in diesem Bereich ist niedrig und strauchig, teils ähnelt sie einer Heide. Knorrige Bäumchen Sträucher werden hier maximal anderthalb bis zwei Meter hoch. Der endemische Zwergbambus Oldeania marojejyensis wächst in diesem Bereich, ebenso verschiedene Schwarzmundgewächse (Dichaetanthera spp.).
Marojejy ist ein sehr schwer zugänglicher Nationalapark. Regulär werden von Reisenden die beiden unteren Camps besucht, zu denen man bereits mehrere Stunden Fußmarsch absolvieren muss. Calumma peyrierasi kommt jedoch nur wesentlich weiter oben vor. Der Gipfel liegt auf 2132 m – bis hierhin ist es selbst vom höchsten Camp noch ein stundenlanger, extrem kräftezehrender Aufstieg. Daher wagen nur wenige Reisende den Aufstieg bis über Camp Simpona (das dritte Camp) oder sogar noch höher bis zum Gipfel. Und die wenigen, die es bis ganz oben schaffen, brauchen zur Chamäleonsuche dann noch gewaltig Glück mit dem Wetter, das sich hier oben sehr schnell ändert. Das hatte zur Folge, dass Calumma peyrierasi seit 1972 nur ein-, zweimal fotografiert worden war. Wir haben sowohl 2022 als auch 2025 in Marojejy intensiv nach der Art gesucht und Identifizierungsmaterial (laminierte Artbeschreibungen und einen unserer Field Guides) vor Ort hinterlassen. So konnte nur kurz nach unserem letzten Aufenthalt unser local guide Franco Rajaoarison endlich Calumma peyrierasi wiederentdecken. Von ihm stammen die Fotos oben im Slider (und werden hier mit seiner freundlichen Genehmigung verwendet).
Aussehen & Größe:
Calumma peyrierasi gehört zu den kleinen Chamäleons. Es erreicht von der Nasen- bis zur Schwanzspitze nur 10 bis 11 cm, die Weibchen bleiben teils sogar mit knapp 9 cm noch kleiner. Beide Geschlechter tragen einen erhabenen, nach hinten spitz zulaufenden Helm. Bei den Männchen endet der rostrale Knochenkamm (rostral crest) am Kopf beidseitig abrupt und vereint sich nicht, die beiden rostralen Kämme ragen jedoch nicht über die Oberlippe hinaus. Ein Parietalkamm ist nicht vorhanden. Ein Dorsalkamm ist nur bei den Männchen ausgeprägt und endet auf Höhe der Schwanzbasis. Ein Bauchkamm ist bei beiden Geschlechtern nicht vorhanden.
Farblich sind Calumma peyrierasi leuchtend hellgrün bis gelb gefärbt, nur die Innenseiten der Extremitäten sind rötlich. Eine dunkle Linie verläuft von der Nasenspitze bis zur Spitze des Helms. Türkisfarbene Akzente im Gesicht kommen vor. Bei den Männchen verläuft laut der Originalbeschreibung eine knallgelber Lateralstreifen über den Körper, in den zwei vergrößerte Schuppen eingebettet sind – diesen haben wir noch nicht sehen können. Die Weibchen haben einen weißen Bauchstreifen. Beide Geschlechter haben einen weißen Bereich um die Kloake bis ins erste Drittel der Schwanzunterseite reichend.
| Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
| Durchschnittl. Temperatur | 26 | 26 | 26 | 25 | 25 | 23 | 23 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 |
| Minimale Temperatur | 24 | 24 | 23 | 23 | 22 | 21 | 20 | 19 | 20 | 21 | 22 | 24 |
| Maximale Temperatur | 30 | 29 | 29 | 29 | 28 | 27 | 25 | 25 | 25 | 27 | 28 | 30 |
| Regentage | 28 | 23 | 27 | 22 | 24 | 21 | 20 | 18 | 23 | 22 | 16 | 25 |
Die angegebenen Daten wurden von uns innerhalb mehrerer Jahre mit Thermo- und Hygrometern direkt an den Fundorten der Tiere gemessen und zusammengetragen. "Durchschnittliche Temperatur" bedeutet, dass die Werte eines gesamten Monats zu einem Durchschnittswert berechnet wurden, z.B. wurden alle gemessenen Minimalwerte eines Monats zu einem durchschnittlichen Minimalwert für Februar berechnet. Das bedeutet im Klartext, dass einzelne Spitzenwerte eines Tages deutlich höher oder niedriger als die durchschnittlichen Minimal- und Maximalwerte liegen können. Es ist also möglich, dass zwar das durchschnittliche Maximum bei 29 Grad liegt, es aber an einigen Tagen des Monats 33°C oder gar 35°C warm war.
Marojejy besteht vorwiegend aus einem Regenwald, der sich über das gleichnamige heilige Gebirge auf Höhen von 200 bis maximal 2100 m über Meeresniveau erstreckt. In den höchsten Gebieten ist das Klima kühl und die Vegetation karg, die meisten Chamäleons leben jedoch im wärmeren Regenwald darunter. Marojejy verfügt über verschiedene Höhenstufen, auf der jeweils eigene Arten in einem eigenen Klima leben. In der niedrigsten Höhenstufe ist es sehr warm und feucht, in den mittleren und höhen Lagen wird es etwas kühler, aber nicht weniger feucht.
In Marojejy gibt es nur wenig Unterschied zwischen Regen- und Trockenzeit. Die Luftfeuchtigkeit ist stetig sehr, sehr hoch. In der Regenzeit sind die Niederschläge ergiebiger, halten oft Tage an und gehen ab und zu mit schweren Stürmen einher. In der Trockenzeit liegen die Temperaturen etwas niedriger, richtig kalt wird es jedoch nie und es regnet immernoch fast täglich. Und trocken wird es in der Trockenzeit in Marojejy auch nicht. 2022 haben wir die relative Luftfeuchtigkeit an verschiedenen Tagen in der Regenzeit gemessen, die Daten finden sich im Folgenden.
Die UVB-Daten wurden mit einem Solarmeter 6.5 in der Regenzeit, Ende März und Mitte April, zur höchsten Aktivitätszeit der Chamäleons gemessen. Gemessen wurden jeweils maximal für das Chamäleon zu erreichende Werte im Habitat.

Seit 2022 messen wir zusätzlich zu anderen Klimadaten auch den Luftdruck an den von uns besuchten Orten auf Madagaskar. Die folgenden Daten stammen von verschiedenen Tagen während der Regenzeit. Auf der X-Achse befindet sich die Tages- oder Nachtzeit. Auf Madagaskar beginnt der Tag gegen 6 Uhr, die Nacht bricht bereits um 18 Uhr an. Die Y-Achse zeigt den atmosphärischen Luftdruck in hPa an.
Habitat:
Der Lebensraum von Calumma peyrierasi ist selbst für Madagaskar extrem speziell. Über dem Regenwald besteht die Vegetation aus einer Art steiler Heidelandschaft mit niedrigen, knorrigen, dickblättrigen Sträuchern und krautigen Bodendeckern. Die wenigen Pflanzen sind Wind und Wetter nahezu schutzlos ausgeliefert. Entsprechend trocknet diese karge Landschaft in der Trockenzeit teils soweit aus, dass nur noch gelbe Gräser stehen. Dies ist ein krasser Unterschied zum üppigen Regenwald einige hundert Meter tiefer, der ständig feucht bleibt. Der Boden um den Gipfel Marojejys ist extrem steinig und felsig.




























