Parasiten

Parasiten sind ein häufig vorkommendes Problem bei Chamäleons, insbesondere bei Wildfängen oder Nachzuchten aus großen Beständen. Ganz grundsätzlich unterscheidet man zwischen Endoparasiten, die das Innere eines Chamäleons besiedeln, und Ektoparasiten, die sich nur auf der Haut des Tieres befinden. Parasiten sind unterschiedlich „krankmachend“ für Chamäleons: Die einen sind sehr schädlich bereits bei geringem Befall, die anderen eher harmlos. Die wenigsten Endoparasiten kann man übrigens mit dem bloßen Auge im Kot erkennen.

Dieser Artikel soll eine Übersicht über die bei Chamäleons vorkommenden Parasiten, deren Übertragung und Lebensweise geben. Behandlungsmöglichkeiten werden hier nicht empfohlen, da sowohl Diagnostik als auch Behandlung eines Parasitenbefalls immer mit einem reptilienkundigen Tierarzt abgesprochen werden sollte. Fast alle der hier vorgestellten Endoparasiten können bei Kotuntersuchungen nachgewiesen werden. Aber Vorsicht: Wurde nichts im Kot gefunden, bedeutet das nicht automatisch, dass das Chamäleon frei von Parasiten ist! Viele Parasitenstadien werden nicht ständig über den Kot ausgeschieden. Eine einzige Kotprobe reicht also nicht aus, um Endoparasitenbefall auszuschließen.

Endoparasiten

Kokzidien

Eimeria-Oozysten im Kot von Furcifer pardalis, 100fache Vergrößerung

Das Schreckgespenst der Chamäleonhaltung: Jede zweite größere Haltung hat Probleme mit Kokzidien. Kokzidien sind Einzeller. Man unterscheidet Eimeria spp. und Isospora ssp. sowie Cryptosporidien. Die infektiösen Stadien der Kokzidien nennt man sporulierte Oozysten. Oozysten sind im Kot infizierter Chamäleons in großen Mengen vorhanden. Setzt das infizierte Chamäleon also Kot ab, landen in der Umgebung auch eine Menge für das menschliche Auge unsichtbare Kokzidien-Oozysten. Sie können an Ästen kleben, über die das Chamäleon seine Kloake gerieben hat, an Laub oder Erde, auf die der Kot gefallen ist. Insekten, die über den Kot laufen, können die Oozysten weiter herumtragen. Das nächste Chamäleon infiziert sich an diesen Oozysten, indem es ein solches Insekt frisst, versehentlich ein Blatt mit Oozysten aufnimmt oder über einen Ast leckt. Sogar beim Schlupf kann sich ein Chamäleon bereits infizieren: Nämlich dann, wenn das Muttertier während der Eiablage Kokzidien-Oozysten in seiner Kloake hatte. Dort gelangen die Oozysten auf die Eischale und später während des Schlupfes ans Jungtier. Auch die Infektion über kontaminiertes Trinkwasser oder Gegenstände, an denen Oozysten kleben, ist möglich.

Die Kokzidien-Oozysten werden letztlich herunter geschluckt und gelangen in den Darm. Dort entlassen sie die sogenannten Sporocysten. Die Sporocysten geben Unmengen von Sporozoiten frei. Diese wiederum können in die Schleimhaut des Chamäleondarms eindringen. Von dort wandern sie zu dem Körpergewebe, in dem sich die jeweilige Art von Kokzidie weiter entwickelt. Bei Choleoeimeria sind das beispielsweise Gallengang und Gallenblase, bei anderen Kokzidien sind es die Nieren. Die Sporozoiten sorgen nun für die Vermehrung der Kokzidien: Sie werden zum Trophozoit, dann zum Schizont, der dann Merozoiten entlässt. Das sind alles Namen für bestimmte Entwicklungsstadien der Kokzidien, die aber für das Chamäleon letztlich gar nicht so interessant sind. Eigentlich sind vor allem die Merozoiten wichtig, denn diese infizieren entweder weitere Darmzellen oder entwickeln sich zu Gameten, die zu zweit je eine neue Oozyste bilden. Diese Oozysten werden über den Darm mit dem Kot des Chamäleons ausgeschieden. Damit beginnt der Zyklus der Parasiten wieder von vorne.

Choleoeimeria-Oozysten im Kot eines Brookesia stumpffi, 100fache Vergrößerung

Oft limitiert eine Kokzidieninfektion sich selbst: Bei ausgewachsenen Chamäleons entsteht vielmals eine stabile Immunität, bei der die Tiere keinerlei Anzeichen einer Erkrankung zeigen. Unter Stress wie Paarung, Ortswechsel oder suboptimalen Haltungsbedingungen können Kokzidien sich jedoch besonders gut vermehren. Dann können sie zu schweren Erkrankungen, unter anderem mit Darmentzündungen und Durchfall, führen. Da jedes Chamäleon im Laufe seines Lebens Erlebnisse erfährt, die zu einer Vermehrung des Kokzidienbefalls führen können, sollten Kokzidien nie als harmlos betrachtet werden.

Kokzidien-Oozysten von Eimeria und Isospora sind leider extrem langlebig. Unter günstigen Bedingungen bleiben sie über ein Jahr lang infektiös. Damit die Oozysten sporulieren und infektiös werden, benötigen sie Feuchtigkeit und warme Temperaturen. Optimal für die Sporulation sind 25-30°C, unter 10°C sistiert die Entwicklung. Cryptosporidien sind sogar noch widerstandsfähiger. Sie überleben Kälte bis -20°C und Hitze bis 65°C. Bei 5°C können sie bis zu fünf Jahre (!) infektiös bleiben. Gegen die meisten chemischen Desinfektionsmittel sind Kokzidien resistent. Sterilium, das man zur Händedesinfektion beim Menschen verwendet, oder die im Zoohandel gängigen Desinfektionsmittel für Terrarien sind gegen Kokzidien leider nutzlos. Chlorkresol ist auf Grund seiner gesundheitsschädigenden Wirkung nur in Absprache mit dem Tierarzt einzusetzen. Die hohe Resistenz gegenüber „einfacheren“ Desinfektionsmöglichkeiten und mangelnde Quarantäne sind wahrscheinlich Gründe, weshalb Kokzidien in der Chamäleonhaltung leider sehr weit verbreitet sind.

Isospora-Oozyste unter dem Mikroskop, 400fache Vergrößerung

Vorsicht: Kokzidien stellen in begrenztem Rahmen eine Zoonose dar. Das heißt, sie können theoretisch vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Bei immungeschwächten Menschen (Kinder, Schwangere, Alte oder Kranke) können Cryptosporidien beispielsweise zu schweren Durchfällen führen. Praktisch kommt das in der Chamäleonhaltung eher nicht vor, weil die häufig gefundenen Arten relativ wirtsspezifisch sind. Trotzdem empfiehlt es sich vorsichtshalber, bei Chamäleons mit Kokzidien- und Cryptosporidienbefall auf sehr gute Handhygiene zu achten.

Amöben

Amöben sind eine sehr große Gruppe von Einzellern. Nur ganz wenige sind krankmachend für Chamäleons, darunter Entamoeba invadens. Diese Amöbe ist hoch infektiös, das heißt, sie verbreitet sich extrem leicht. Die Vermehrungsstadien von Amöben nennt man Zysten. Diese Zysten sind im Kot infizierter Chamäleons in großer Zahl vorhanden. Infizierte Chamäleons koten in die Umgebung, wobei zum Beispiel Äste, Insekten oder einfach Bodengrund mit den Zysten in Kontakt kommen. Das nächste Chamäleon infiziert sich, in dem es diese Zysten aus der Umgebung aufnimmt, zum Beispiel beim Zungentest oder wenn es ein Insekt schießt, das zuvor über den Kot gelaufen ist. Die fürs menschliche Auge unsichtbaren Zysten werden abgeschluckt und landen schließlich im Dickdarm des Chamäleons. Dort entwickeln sie sich zum sogenannten Trophozoiten. Das ist das Lebensstadium der Amöbe, in der sie sich vermehren kann. Entamoeba invadens dringt in die Wand des Dickdarms ein. Davon kann das Chamäleon schwere blutige Darmentzündungen bekommen. Dies führt wiederum zu Abmagerung, Austrockung, teils sogar zu langsamen Absterben von Darmteilen. Über kleine Blutgefäße in den Darmwänden gelangen die Amöben über den Blutstrom in andere Organe wie Leber und Nieren. Auch dort sorgen sie für schwere Entzündungen, im fortgeschrittenen Stadium schließlich zum Versagen des jeweiligen Organs. Die infektiösen Zysten verlassen das kranke Chamäleon derweil ständig mit dem Kot. Die gesamte Erkrankung nennt man Amöbiasis.

Es geht aber auch anders: Einige Chamäleons haben ein so gutes Immunsystem, dass die Amöben lediglich im Dickdarm überleben. Diese Chamäleons werden also nicht sofort mit der Amöbeninfektion krank. Kommt es jedoch zu einem späteren Zeitpunkt im Leben des Chamäleons zu einer eingeschränkten Immunkompetenz, beispielsweise durch Stress wie einen Ortswechsel oder eine Paarung, nutzen die Amöben das aus. Sie vermehren sich dann schlagartig und sorgen für die bereits erklärte Amöbiasis.

Da Entamoeba invadens sich optimal bei 27-29°C Körpertemperatur entwickelt, sind nur Reptilien von diesen Amöben betroffen. Menschen können von einer anderen Amöbe namens Entamoeba histolytica die sogennante Amöbenruhr (schlimmen Durchfall) bekommen, nicht aber von Entamoeba invadens. Dieser Parasit ist also für Chamäleons gefährlich, für Menschen aber nicht. Amöbenzysten überleben mindestens acht Tage im Erdboden und können durch Futterinsekten oder an Gegenständen anhaftend verschleppt werden. Hier kannst du nachlesen, wie man die Amöben wieder los wird.

Ciliaten (Wimperntierchen)

Nycthotherus ssp. unter dem Mikroskop

Wimperntierchen kommen im Kot vieler Chamäleons vor. Die meisten Arten sind harmlos für Chamäleons. Lediglich unter schlechten Haltungsbedingugnen können sie  bei Massenbefall in Einzelfällen zu Problemen werden. Zu den bekannteren Wimperntierchen gehören Nyctotherus spp. und Balantidium spp., die beide Zysten als Vermehrungsstadium nutzen.

Flagellaten (Geißeltierchen)

Geißeltierchen ist ein Überbegriff für eine ganze Reihe von beweglichen Einzellern. Sie zeichnen sich vor allem durch lange Zellfortsätze aus, mit denen sie sich fortbewegen können – die sogenannten Geißeln. Teilweise werden diese Einzeller ganz ohne Erkrankung im Kot eines Chamäleons vor. Andere sind behandlungsbedürftig, weil sie zu Erkrankungen führen können, auch wenn aktuell keine Symptome am Chamäleon sichtbar sind. Geißeltierchen sind bei infizierten Chamäleons in großen Zahlen in Kot und Urat enthalten. Außerdem bilden Geißeltierchen sogenannte Zysten. Diese sind nicht beweglich, bleiben jedoch auch unter widrigen Bedingungen infektiös. Die Ausscheidungen des Chamäleons mit Geißeltierchen und Zysten landen auf dem Boden. Die Zysten bleiben an Blättern, Ästen, Pflanzen oder Moos kleben. Nimmt nun ein anderes Chamäleon mit einem Futtertier Zysten auf, infiziert es sich mit den Geißeltierchen. Auch eine Übertragung bei der Paarung, wenn der Hemipenis des männlichen Chamäleons in die Kloake des Weibchens eingeführt wird, ist möglich.

Über das Maul aufgenommen gelangen die Zysten in den Darm und entwickeln sich wieder zu Geißeltierchen. Von dort können Geißeltierchen wie Monocercomonas neben dem Darm die Leber befallen oder über Blutgefäße bis in die Lunge wandern. Leptomonas dagegen besetzen die Darmwände. Die befallenen Gewebe entzünden sich. Über die Kloake gelangen bestimmte Geißeltierchen wie Hexamita in die Harnleiter und schließlich in die Nieren. Ein Befall mit nur wenigen Geißeltierchen wird oft erst einmal übersehen, da das Chamäleon keine Erkrankungsanzeichen zeigt. Im weiteren Verlauf schädigen jedoch beispielsweise Hexamita die Nieren und sorgen für eine chronische Entzündung, Leptomonas sorgen für blutige Darmentzündungen. Schließlich kann diese zum Untergang von Darm- und Nierenzellen und damit zum Nierenversagen oder zum Absterben von Darmgewebe führen. Gleiches passiert bei anderen Arten mit anderen Organen des Chamäleonkörpers.

Microsporidien

Microsporidien sind zu den Pilzen gehörende, winzige Einzeller. Sie leben innerhalb der Körperzellen infizierter Chamäleons. Microsporidien vermehrten sich durch Zellteilung, die sogenannte Merogonie. Je mehr Microsporidien in einer Zelle vorhanden sind, desto mehr schwillt diese an und vereint sich mit anderen befallenen Zellen zum sogenannten Syncytium. Das infektiöse Stadium der Microsporidien sind Sporen. Mit diesen werden sowohl Nachbarzellen des gleichen, bereits infizierten Chamäleons befallen als auch weitere Chamäleons. Mit Kot und Urin werden Sporen ausgeschieden und gelangen auf den Boden, Äste und Blätter. Die Infektion erfolgt per Tröpfcheninfektion mit Sporen oder über sporenhaltige Luft oder bei (nicht-madagassischen) lebendgebärenden Chamäleons direkt im Legedarm vom Weibchen zum Nachwuchs. Microsporidien sind bei Chamäleons eher selten ein Problem, können bei Befall aber zum Tod des Tieres führen. Meist ist die Gattung Pleistophora zu finden. Die zystenartigen Sporen dieser Einzeller finden sich in Muskeln und anderen Geweben.

Trematoden (Saugwürmer)

Zwei Trematoden unter dem Mikroskop, 400fache Vergrößerung

Saugwürmer sind parasitär lebende Plattwürmer. Sie haben meist einen flachen, blattförmigen Körper und Saugnäpfe auf der Bauchseite. Eier von Saugwürmern werden von infizierten Chamäleons mit dem Kot, seltener mit Urat, ausgeschieden. Landet der Kot auf feuchtem Erdboden in einer kleinen Pfütze oder jeglicher anderen Wasseransammlung, schlüpfen aus den Eiern Flimmerlarven (Miracidien). Die Flimmerlarven bohren sich dann in das Gewebe ihres Zwischenwirtes, beispielsweise bestimmter Schnecken, ein. Im Zwischenwirt entwickeln sie sich zum Brutschlauch (Sporozyste), der letztlich Schwanzlarven (Cercarien) produziert. Der Zwischenwirt – bleiben wir mal bei der Schnecke – muss dann von einem Chamäleon aufgenommen und herunter geschluckt werden, um das Chamäleon mit Saugwürmern zu infizieren. Das Chamäleon kann sich nicht an den Saugwurmeiern selbst, sondern immer nur an den Schwanzlarven im Zwischenwirt infizieren. Manche Saugwürmer benötigen sogar zwei verschiedene Zwischenwirte. Das erklärt auch, weshalb vor allem wild lebende Chamäleons auf Madagaskar von Saugwurmbefall betroffen sind. Bei Nachzuchten in der Terraristik kommen Saugwürmern praktisch nicht vor, weil ihnen im Terrarium die Zwischenwirte zur Entwicklung fehlen.

Unter den Saugwürmern sind vor allem die Spirorchiidae für Chamäleons krankmachend. Die mit einem Zwischenwirt aufgenommen Schwanzlarven entwickeln sich im Darm des Chamäleons weiter zu den ausgewachsenen Saugwürmern. Diese wandern in die Darmwände ein und invadieren Blutgefäße. Die Würmer können sehr kleine Blutgefäße verstopfen. Das kann im schlechtesten Fall zum Absterben betroffener Organteile führen.

Cestoden (Bandwürmer)

Bandwürmer gehören ebenfalls zu den Plattwürmern. Sie bestehen aus einem langen, flachen Körper. Am einen Ende tragen Bandwürmer einen Hakenkranz mit Saugnäpfen, den sogenannten Scolex. Das andere Ende des Körpers ist unterteilt in viele kleine Segmente, den Proglottiden. Jede Proglottide ist zwittrig mit männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen ausgestattet. Bandwürmer leben im Darm von Chamäleons, an dessen Wänden sie sich mit ihren Saugnäpfen festhalten. Sie nehmen über ihre gesamte Körperoberfläche Nahrung auf. Die Proglottiden befruchten sich gegenseitig und werden anschließend vom übrigen Bandwurmkörper abgetrennt. Sie verlassen dann mit dem Kot das infizierte Chamäleon. Der Kot landet auf Erde, Moos oder Laubblättern. Jede einzelne Proglottide ist randvoll mit Eiern. Aus diesen Eiern schlüpfen Sechshakenlarven, die dann von einem Zwischenwirt aufgenommen werden müssen. Im Zwischenwirt lagert sich die Bandwurmlarve in Form einer Zyste (Metacestode) im Binde- oder Muskelgewebe ein. Wird der Zwischenwirt nun vom Chamäleon gefressen, gelangt die Metacestode über den Magen in den Darm des Chamäleons. Dort entwickelt sie sich schließlich zum Bandwurm. Einige wenige Arten besiedeln auch die Gallenblase. Für Chamäleons wichtig sind vor allem die Pseudophyllidae, die sogar zwei Zwischenwirte für ihre Entwicklung benötigen. Der erste Zwischenwirt ist stets ein Kleinkrebs, beispielsweise ein Wasserfloh. Dieser wird dann von einem zweiten Zwischenwirt aufgenommen, der wiederum vom Chamäleon gefressen wird. Nachzuchten im Terrarium können in der Regel mangels passender Zwischenwirte keine Bandwürmer bekommen. Chamäleons auf Madagaskar oder exportierte Wildfänge können jedoch einen Bandwurm-Befall haben.

Nematoden (Faden- oder Rundwürmer)

Fadenwürmer sehen genauso aus, wie ihr Name es vermuten lässt. Sie sind klein, länglich und dünn. Es gibt mehr als 20.000 verschiedene Arten, nur wenige davon leben als Parasiten. Fadenwürmer vermehren sich sexuell. Weibchen und Männchen paaren sich, dann bildet das Weibchen Eier. Diese Eier werden bei infizierten Chamäleons mit dem Kot ausgeschieden. In jedem Ei entwickelt sich eine Larve. Die verschiedenen Stadien der Larve werden bei Fadenwürmern als L1, L2, L3, L4 und das präadulte Stadium als L5 bezeichnet. Zwischen jedem neuen Stadium liegt eine Häutung der Larve. Die fünfte Larve, L5, reift schließlich zum ausgewachsenen Fadenwurm.

Heterakis spp. im Kot von Furcifer pardalis, 100fache Vergrößerung

Bemerkenswert ist bei Fadenwürmern die Fähigkeit zur Hypobiose. Dieser Begriff bezeichnet eine Unterbrechnung der Entwicklung im Stadium der dritten, vierten oder fünften Larve. Während dieser „Ruhepause“ warten die Larven in dem Gewebe, in dem sie sich gerade befinden, auf einen günstigeren Zeitpunkt zur Weiterentwicklung. Je nachdem, wo genau im Chamäleonkörper die Larve sich während der Hypobiose befindet, kann man sich nur schlecht oder gar nicht mit Medikamenten erreichen. Nach der Hypobiose kann die Larve sich problemlos weiter entwickeln und für die nächste Generation Fadenwürmer sorgen. Bei Fadenwürmern kann es also sein, dass im Kot eines Chamäleons keinerlei Fadenwurm-Eier zu finden sind, es jedoch noch Larven in Hypobiose im Körper gibt. Werden diese wieder aktiviert und entwickeln sich weiter, kann das Chamäleon auch wieder Fadenwürmer ausscheiden.

Nematoden: Rhabditis spp.

Unidentifizierte Fadenwürmer im Kot eines Erdchamäleons: Links zwei Eier, das rechte davon mit Larve darin, rechts ein ganzer Wurm, 100fache Vergrößerung

Rhabditis sind bestimmte Fadenwürmer, die sich vor allem durch einen sehr interessanten Infektionsweg auszeichnen. Infizierte Chamäleons scheiden infektiöse dritte Larvenstadien, L3, mit dem Kot aus. An diesen Larvenstadien im Kot kann sich nun ein anderes Chamäleon infizieren, wenn es Reste des Kots versehentlich beim Fressen mit aufnimmt. Infizierte Weibchen können Larven bei der Ablage von Eiern, die die Kloake passieren, auf der Eischale hinterlassen. Daran können sich später frisch geschlüpfte Jungtiere infizieren. Beides passiert aber sehr selten. Viel häufiger ist ein ganz anderer Infektionsweg: Die infektiösen Larven wandern aktiv aus dem herunter gefallenen Kot aus. Sie „suchen“ quasi nach einem neuen Wirt, einem anderen Chamäleon. Finden sie ein anderes Chamäleon in der Nähte, dringen sie über die Haut in die Unterhaut des Tieres ein, bis sie schließlich zu Blutgefäßen gelangen. Über den Blutstrom lassen Rhabditis sich dann bis in die Lunge des Chamäleons tragen. Fadenwürmer gehören jedoch nicht in eine Chamäleonlunge. Der Chamäleonkörper reagiert darauf mit Schleimbildung und Lungen- bzw. Luftsackentzündungen. Das befallene Chamäleon zeigt zunehmend Atembeschwerden. Nur geringe Befallsstärken bleiben ohne Erkrankungsanzeichen. In der Lunge ist die Reise der Rhabditis jedoch noch lange nicht zu Ende. Sie wandern die Luftröhre nach oben, werden im Rachen abgeschluckt und landen über Speiseröhre und Magen im Dünndarm. Dort wird erst die Entwicklung der Larve abgeschlossen. Die Weibchen produzieren mittels Parthenogenese – ohne dass ein Männchen dazu notwendig wäre, sie „klonen“ sich quasi – oder sexuell, wenn gerade Männchen vorhanden sind, Rhabditis-Eier. Einige Larven wandern allerdings aus dem Darm in andere Körperorgane und gehen dort in Hypobiose. Zu „sichtbaren“ Erkrankungen durch Rhabditis kommt es meist durch suboptimale Haltungsbedingungen bei stetig hohen Temperaturen und hoher Feuchtigkeit. Die Behandlung erkrankter Chamäleons ist prinzipiell beim Tierarzt einfach. Allerdings können die Lungenstadien der Parasiten weitreichende Probleme verursachen.

Nematoden: Strongylidae

Auch die Strongylidae haben einen spannenden Infektionsweg. Sie wandern aus dem herunter gefallenen Kot eines infizierten Chamäleons aus. Finden sie ein anderes Chamäleon, dringen sie in die Haut ein und begeben sich auf eine Reise durch den Körper des befallenen Tieres. Nicht alle Strongylidae sind gleich krankmachend. Die Parasiten leben beim Chamäleon im Darm, aber auch frei in Körperhöhlen, Lunge, Nase oder in der Unterhaut. Im Gegensatz zu fast allen anderen Fadenwürmern sind Strongylidae leider medikamentös beim Tierarzt nur sehr schwierig zu behandeln. Sie scheinen resistent gegenüber gängigen, gut verträglichen Medikamenten zu sein, die andere Fadenwürmer sehr zuverlässig abtöten.

Nematoden: Spirurida (Rollschwänze)
Filariose Furcifer pardalis

Makrofilarie in der Unterhaut eines jungen Furcifer pardalis in Akanin’ny Nofy

Rollschwänze heißen so, weil bei den männlichen Würmer das Schwanzende namensgebend eingerollt ist. Sie leben in den Magenwänden infizierter Chamäleons. Rollschwänze benötigen stets einen Gliederfüßer (beispielsweise ein Insekt oder einen Tausendfüßler) als Zwischenwirt. Dieser Zwischenwirt muss vom Chamäleon gefressen werden, damit es sich mit den Rollschwänzen infizieren kann. Daher trifft man diese Fadenwürmer nicht allzu häufig bei Chamäleons an. Wildfänge sind ab und zu betroffen, Nachzuchten nicht.

Nematoden: Filarioidea (Filarien)
Mikrofilarie im Blutausstrich von Furcifer pardalis

Mikrofilarie im Blutausstrich von Furcifer pardalis, 400fache Vergrößerung

Filarien sind dünne Fadenwürmer, die von wenigen Millimetern bis zu acht Zentimeter lang werden können. Ihre infektiösen Stadien werden ausschließlich von bestimmten Stechmücken übertragen, so dass dieser Fadenwurm nur bei wilden Chamäleons auf Madagaskar oder infiziert importierten Wildfängen gefunden wird. Das erste Larvenstadium im Blut, L1, nennt man Mikrofilarie. Diese Mikrofilarien wandern mit dem Blutstrom durch verschiedene Körperorgane und entwickeln sich dabei weiter. Ausgewachsen nennt man die Parasiten Makrofilarien. Die Makrofilarien wandern in die Coelomhöhle, in die Lunge bzw. Luftsäcke oder in die Unterhaut. In der Unterhaut kann man sie am Chamäleon als kleine, sich bewegende Würmer sehen, die bei leichtem Fingerdruck oft wieder zu verschwinden scheinen.

Ein geringer Befall führt nicht zu einer Erkrankung. Bei Massenbefall kann es jedoch zur Filariose kommen. Dabei verstopfen Mikrofilarien Blutgefäße und sorgen dafür, dass das von den betroffenen Blutgefäßen eigentlich versorgte Gewebe abstirbt. Die Wanderung der Makrofilarien innerhalb der Coelomhöhle kann außerdem von kleinere, lokalen Entzündungen bis hin zur Bauchfellentzündung führen. Diese kann im schlimmsten Fall tödlich für das Chamäleon enden.

Beim Chamäleon ist insbesondere Foleyella furcata recht häufig bei Wildfängen zu finden. Da Filarien immer eine Stechmücke als Zwischenwirt benötigen, ist bei dieser Parasitose keine Desinfektion des Terrariums notwendig, um eine Weitergabe zu verhindern. Ein Chamäleon kann sich selbst dann nicht mit den Filarien anstecken, wenn es nach dem infizierten Chamäleon das gleiche Terrarium bewohnen würde. Es ist allerdings nicht mit absoluter Sicherheit auszuschließen, dass nicht auch europäische, asiatische oder amerikanische Stechmücken Mikrofilarien von Chamäleon zu Chamäleon transportieren könnten. Theoretisch würde die Behandlung des Chamäleons selbst ausreichen, um einen Filarienbefall zu beenden. Ähnlich den Strongylidae sind Filarien aber leider medikamentös beim Tierarzt nur sehr schwierig zu behandeln. Sie scheinen resistent gegenüber gängigen, gut verträglichen Medikamenten zu sein, die die meisten anderen Fadenwürmer sehr zuverlässig abtöten.

Nematoden: Ascaridida (Spulwürmer)
Spulwürmer

Spulwürmer aus der Bauchhöhle eines Pantherchamäleons, das an den Folgen des massiven Befalls verstorben ist

Spulwürmer gibt es bei fast allen Säugetieren und Reptilien. Sie sehen ausgewachsen aus wie dicke Spaghetti und sind damit der „klassische“ Fadenwurm. Im Verhältnis zur Körpergröße ihres Wirts können Spulwürmer beeindruckende Längen bzw. Größen erreichen. Der Spulwurm des Menschen kann beispielsweise bis zu 40 cm lang werden! Bei Echsen kommen die Gattungen Diaphanocephaloidea, Oswaldocruzia, Kalicephalus, Ophiotaenia, Proeocephalus und Crepidobohyrium vor, bei Chamäleons ab und zu Heterakis, Ascaris, Hexametra und Orneoascaris. Spulwürmer bei Chamäleons werden bis zu 12 cm lang.

Infizierte Chamäleons scheiden große Mengen an Spulwurmeier mit dem Kot aus. In den Eiern befindet sich das erste Larvenstadium, L1. Bei ausreichender Feuchtigkeit und Wärme (optimal sind 22-25°C) entwickeln sich die L1 in den Eiern weiter zum infektiösen dritten Larvenstadium, L3. Der Kot fällt auf Blätter, Äste und Erdboden. Überall, wo der Kot hingefallen ist, kleben die Spulwurmeier. Und alles, was mit dem Kot in Berührung gekommen ist – seien es darüber gelaufene Insekten oder eine menschliche Hand, die etwas im Terrarium aufräumen wollte – kann die Eier weiter tragen.

An diesen herum getragenen Eiern wiederum infizieren sich dann andere Chamäleons, in dem sie die Eier beim Zungentestverhalten oder bei der Futteraufnahme versehentlich mit ins Maul aufnehmen. Die Spulwurmeier werden abgeschluckt und landen schließlich im Dünndarm. Dort schlüpft die Larve und entwickelt sich zum ausgewachsenen Spulwurm. Die Spulwürmer können im Darm zu blutigen Geschwüren, perforierten Darmwänden und Verstopfung durch Massenbefall führen. Im schlechtesten Fall endet die Verstopfung in einem tödlichen Darmverschluss. Spulwürmer unternehmen außerdem Wanderungen außerhalb des Dünndarms. Einige Arten infiltrieren sogar die Haut. Bei Chamäleons kann ein unbehandelter Spulwurmbefall schnell tödlich enden.

Die infektiösen Eier sind extrem langlebig und können in feuchter Erde jahrelang überleben. Gegen die meisten chemischen Desinfektionsmittel sind Spulwurmeier resistent. Sterilium, das man zur Händedesinfektion beim Menschen verwendet, oder die im Zoohandel gängigen Desinfektionsmittel für Terrarien sind gegen Spulwurmeier leider nutzlos. Ammoniak oder p-Chlor-m-Kresol ist auf Grund seiner gesundheitsschädigenden Wirkung nur in Absprache mit dem Tierarzt einzusetzen. Da die Spulwurmeier für das bloße Auge unsichtbar, aber meist in der Umgebung infizierter Chamäleons in großen Zahlen vorhanden sind, werden sie gerne unbemerkt weiter getragen. So gelangen die Spulwurmeier ungesehen von Menschenhand von Terrarium zu Terrarium, auf Börsen zu neuen Haltern und mit Futtertierboxen zu neuen Wirten. Die gute Nachricht zu Spulwürmern: Die medikamentöse Behandlung des Chamäleons beim Tierarzt ist einfach und gut verträglich.

Nematoden: Oxyurida (Pfriemenschwänze)

Oxyuren-Ei im Kot von Furcifer pardalis, 100fache Vergrößerung

Oxyuren nennt man auch Pfriemenschwänze oder Madenwürmer. Diese sehr kleinbleibende Gattung der Fadenwürmer ist sehr häufig bei Reptilien anzutreffen. Oxyuren-Arten sind sehr wirtsspezifisch. Das bedeutet, dass praktisch jede Reptilienart ihre eigenen Pfriemenschwänze hat. Oder anders: Die Pfriemenschwänze von Schildkröten mögen keine Chamäleons oder Schlangen und vice versa. Infizierte Chamäleons scheiden Pfriemenschwanz-Eier mit dem Kot aus, die dann in der Umgebung haften. In den Eiern befindet sich das erste Larvenstadium, L1, das sich in der Umgebung zur infektiösen dritten Larve, L3, weiter entwickelt. An den Eiern mit den infektiösen Larven können sich dann andere Chamäleons infizieren, wenn sie Blätter mit den Eiern darauf oder Insekten, die über den Kot eines infizierten Chamäleons gelaufen sind, aufnehmen. Die Eier werden mit Futtertieren abgeschluckt und wandern über Speiseröhre und Magen in den Darm. Dort schlüpfen die Pfriemenschwanzlarven aus den Eiern und entwickeln sich bis zu ausgewachsenen Oxyuren weiter. Die weiblichen Pfriemenschwänze legen dann selbst wieder Eier, die mit dem Kot ausgeschieden werden und einen neuen Lebenszyklus beginnen.

Massenbefall mit Oxyuriden, bereits mit bloßem Auge im Kot sichtbar – dieses Tier hatte bereits über Jahre einen unbemerkten und entsprechend unbehandelten Befall

Oxyuren sind bei Chamäleons nur bei hohen Befallsstärken krankmachend. Oft bleiben sie bis zur ersten Kotuntersuchung gänzlich unentdeckt. Die Eier sind fürs menschliche Auge nicht sichtbar. Pfiremenschwanzeier bleiben im Terrarium über Monate infektiös und werden damit besonders gerne versehentlich von Tier zu Tier verschleppt. Ein Pfriemenschwanzbefall bei Chamäleons ist beim Tierarzt sehr einfach zu behandeln. Am besten geht man die Behandlung samt Reinigung und Desinfektion des Terrariums bereits dann an, wenn das Chamäleon keine Erkrankungssymptome zeigt. Wird das Chamäleon später einmal krank, können sich sonst auch die Pfriemenschwänze sprunghaft vermehren und dann zur Oxyuriasis, dem Befall mit deutlichen Erkrankungsanzeichen, führen.

Nematoden: Capillaria (Haarwürmer)

Haarwürmer sind dünne und recht lange Fadenwürmer. Es gibt rund 300 verschiedene Arten, von denen aber nur wenige für Chamäleons wichtig sind. Sie leben im Dünndarm und werden bis zu 8 cm lang. Infizierte Chamäleons scheiden Haarwurm-Eier mit dem Kot aus. Bereits das erste Larvenstadium, L1, ist infektiös. Die Eier entwickeln sich nur bei hoher Feuchtigkeit und etwa 20-24°C. Bei einigen Haarwurm-Arten nehmen Regenwürmer als Zwischenwirt die Haarwurm-Eier auf. Das erste Larvenstadium schlüpft dann im Regenwurm aus dem Ei, wandert durch den Körper des Regenwurms und entwickelt sich erst dort zur für den Endwirt, das Chamäleon, infektiösen Larve.  Haarwurm-Eier überleben Temperaturschwankungen bis -7°C und +12°C über zwei Wochen problemlos.

 

Ektoparasiten

Acari (Milben und Zecken)

Milben an Furcifer petteri

Milben in der Achselhöhle eines Furcifer petteri-Weibchens im Montagne d’Ambre

Milben und Zecken gehören zu den Spinnentieren und entwickeln sich aus einem Ei zur Larve und über eine bestimmte Zahl von Nymphen zum adulten Parasiten. Die Larven haben drei Beinpaare, die adulten vier. Bei einigen Arten schlüpft bereits eine Nymphe aus dem Ei. Zwischen den verschiedenen Stadien liegt jeweils eine Häutung sowie eine Blutmahlzeit.

Milben

Milben sind beißend-saugende Spinnentiere, die sich am liebsten um die Augen, in Hautfalten wie der Achselhöhle und um die Kloake eines Chamäleons auffinden lassen. Die meisten Milben sind 0,2-2 mm groß und dunkelbraun bis rötlich gefärbt. Man kann sie mit bloßem Auge bei genauem Hinschauen oder mit einer Lupe als kleine rote Punkte gut erkennen. Bei sehr starkem Befall kann es zur Blutarmut (Anämie) kommen, auch Juckreiz kommt vor. Auf Madagaskar findet man Milben recht häufig an Chamäleons.

Milben in der Achsel eines männlichen Furcifer rhinoceratus in Ankarafantsika

Zecken

An Echsen sitzen meistens Zecken der Gattung Ixodidae (Schildzecken), die ein Rückenschild aus Chitin besitzen. Mit dem Haller’schen Organ in den Tarsen des ersten Beinpaares kann die Zecke potenzielle Wirte erkennen. Die Entwicklung der Schildzecken erfolgt über das Ei, ein Larven- und ein Nymphenstadium zum adulten Tier. Nach einer Blutmahlzeit kann die Zecke eine lange Hungerphase überleben. Larven und Männchen einiger Arten kommen ganz ohne Blut aus. Vollgesogene Weibchen können bis zu drei Zentimeter lang werden. Zeckenbefall kann bei Außenhaltung auftreten, scheint in der Chamäleonhaltung aber so gut wie nicht vorzukommen.

Hirudinea (Blutegel)

Blutegel gibt es auf Madagaskar häufig, sie befallen scheinbar jedoch sehr selten mal Chamäleons. Leider sind Studien zu Blutegeln, die Reptilien befallen, eher rar. Es gibt einige Untersuchungen zum Befall von Schildkröten und Krokodilen mit verschiedenen Egel-Arten. Zum Vorkommen von Blutegeln bei Chamäleons auf Madagaskar gibt es bisher keinerlei Forschung. Wir haben bisher einmal selbst einen Blutegel an einem Calumma amber im Montagne d’Ambre beobachtet. Dabei war nicht zu verifizieren, ob es sich bei der Beobachtung um einen Zufall handelt oder der Egel tatsächlich an dem Chamäleon Blut saugte. Hier gäbe es also noch ein spannendes Forschungsfeld.

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