Infos über Madagaskar

Madagaskar ist mit 587.295 km² die viertgrößte Insel der Welt. Das ist mehr Fläche als Frankreich und die Schweiz zusammen. Madagaskar liegt im Indischen Ozean, je nach Küstenlinie rund 500 bis 600 km östlich des afrikanischen Kontinents. Rund 24 Millionen Menschen leben auf der Insel. Sie teilen sich in 18 verschiedene Volksstämme auf. Jeder Volksstamm hat seinen eigenen Dialekt, seine eigene Kultur und Tradition. Ihre gemeinsame Sprache ist das Malagasy, das entfernt mit Indonesisch verwandt ist. Madagaskars Hauptstadt ist Antananarivo. Wer auf die Insel fliegt, kommt stets dort zuerst an.

Was Madagaskar so besonders macht

GoogleMyMaps © 2020 CNES / Airbus, Maxar Technologies

Madagaskar löste sich vor rund 160 Millionen Jahren vom Festland Afrikas. Etwa vor 90 Millionen Jahren trennte es sich dann von Indien. Seitdem lag Madagaskar ohne Kontakt mit anderen Ländern im Indischen Ozean. Durch diese extrem lange Isolation haben Pflanzen und Tiere Madagaskars eine unglaubliche, einzigartige Vielfalt entwickelt. Über 80% der hier vorkommenden Lebewesen sind endemisch, das heißt sie kommen nur auf der Insel vor. Man nennt Madagaskar deshalb auch einen Hot Spot der Artenvielfalt. Darunter versteht man Länder, die gemeinsam nur 2,3% der Erdoberfläche ausmachen, aber gleichzeitig die Heimat von rund 70% der weltweit vorkommenden Tiere und Pflanzen sind. Das, was es auf Madagaskar gibt, ist deshalb nicht nur extrem selten, sondern auch ganz besonders schützenswert.

Madagaskar hat aber neben seiner fantastischen Natur jedoch noch eine zweite Seite. Das Land gehört seit Jahrzehnten zu den ärmsten der Welt. Die meisten Menschen leben von weniger als einem Euro am Tag. Mehr als 85% der Einwohner Madagaskars haben keinen Zugang zu Strom und fließend Wasser. Außerhalb von Städten ist medizinische Versorgung nahezu nicht vorhanden. Mehr als 60% der Madagassen sind unter 15 Jahre alt. Traditionen und Ahnenkult sind tief verwurzelt und Änderungen an den Lebenssituationen der Menschen greifen nur langsam. Wir beobachten jedoch zunehmend, dass die Menschen Madagaskars lernen zu verstehen, welchen unglaublichen Reichtum ihre Insel bietet. Und dass es diesen Schatz zu bewahren gilt, denn nur dann kann man gut davon leben. Und egal wie arm die Menschen sind: Überall auf Madagaskar wird man mit einem Lächeln begrüßt. Herzlichkeit und Gastfreundschaft wird überall auf der Insel groß geschrieben. Mora mora ist dazu passend das Mantra Madagaskars. Es bedeutet so viel wie „immer mit der Ruhe“ oder „langsam, langsam“ und beschreibt das Leben auf der Tropeninsel ziemlich gut. Hier gehen die Uhren im wahrsten Sinne des Wortes anders. Und man findet für alles immer eine Lösung, niemand ist so kreativ wie Madagassen es sind – nur sicher nicht schnell.

Lebensräume und Klimazonen

Madagaskar vereint eine ganze Reihe von Klimazonen auf einer einzigen Insel: Im Hochland herrscht ein eher mediterranes Klima. Charakteristisch für das Hochland sind die unzähligen Reisterrassen, die das Hauptnahrungsmittel der Madagassen liefern. Gut 120 kg Reis vertilgt jeder Madagasse im Jahr. Die Ostküste dagegen besteht aus dichtem Regenwald. Eine Gebirgskette, auf der es sogar frieren kann, trennt die feuchte Ostküste vom übrigen Land. Der Süden und Westen Madagaskars ist heiß und trocken. Im Norden und an der Ostküste liegen zudem etliche kleine Inseln mit weißen Traumstränden und bunten Korallenriffen im türkisblauem Meer. Kurz: Kaum ein anderes Land der Erde kann mit einer so großen Vielfalt an Landschaften mithalten.

Die Lebensräume der Pflanzen und Tiere auf Madagaskar unterscheiden sich durch die verschiedenen Klimata enorm stark voneinander. Vom bizarren Dornwald mit Baobabs und stacheligen Sukkulenten bis zum dauernassen Regenwald mit hoher Luftfeuchtigkeit oder Savannen mit relativ karger Landschaft ist alles dabei.  Nur eines vereint die ganze Insel: Das Jahr teilt sich in eine Regenzeit, die etwa von November bis März reicht. Von April bis Oktober herrscht die Trockenzeit.

Chamäleonmekka Madagaskar

Madagaskar beheimatet zur Zeit exakt 97 verschiedene Arten von Chamäleons. Das entspricht über 40% der weltweit überhaupt vorkommenden Chamäleonarten. Kein anderes Land der Welt nennt so viele Chamäleons sein Eigen! Etliche Arten warten  sogar noch auf ihre Entdeckung, es dürften also weit über 100 Chamäleonarten tatsächlich auf der Insel vorkommen. Madagaskar ist also eine echte Schatztruhe für Chamäleonfreunde – und genau deshalb unser liebstes Reiseziel. Jedes Jahr gibt es hier noch Neues zu entdecken, neue Arten zu bestaunen, neue Verhaltensweisen zu beobachten und neue Farbgebungen zu bewundern.

Menschen und Chamäleons

Während unserer Reisen auf Madagaskar haben wir über viele Jahre immer wieder die Erfahrung gemacht, dass viele Madagassen die Chamäleons nicht anfassen oder sogar Angst vor ihnen haben. Zu einem großen Teil mag dieses Unwohlsein in mangelnder Bildung begründet sein:  Fast die Hälfte der Madagassen kann weder lesen noch schreiben, und wesentlich mehr wissen so gut wie nichts über Chamäleons. Dazu kommen Mythen und Märchen über die erstaunlichen Echsen. „Das Chamäleon sieht mit einem Auge in die Zukunft und mit einem in die Vergangenheit.“, besagt ein madagassisches Sprichwort und spricht Chamäleons damit eine Rolle als Botschafter zwischen den Welten zu. Dazu muss man wissen, dass der Ahnenkult auf Madagaskar traditionell sehr stark verwurzelt ist. Die Lebenden müssen sich mit ihren Ahnen gut stellen, um im eigenen, irdischen Leben Wohlstand und Glück zu erreichen. Für einen Madagassen sind verstorbene Familienmitglieder extrem respektabel, gehören weiterhin zur Familie und können das Leben der Lebenden intensiv beeinflussen. In den meisten Gegenden Madagaskars gilt das Chamäleon daher als ein Tier, das man besser nicht tötet oder verletzt, dem man aber am besten gar nicht erst über den Weg läuft. Je nach Dorf oder Familie kann es lokale fadys, Tabus, betreffend Chamäleons geben. Nur in einzelnen Dörfern gelten Chamäleons tatsächlich sogar als Unglücksbringer. Mancherorts weitab auf dem Land rennen Menschen kreischend davon, möchte man ihnen ein Chamäleon zeigen.

Kinder nahe des Reservats Vohimana im östlichen Hochland beäugen misstrauisch Calumma parsonii parsonii

Finden wir uns irgendwo zum Fotografieren ein, sammelt sich meist in kürzester Zeit eine ganze Traube von Menschen um uns herum. Misstrauisch beäugen sie Chamäleons, sind aber doch sehr neugierig, was genau die Vazaha – die Weißen – da machen. Übrigens ist dieses Verhalten gar nicht so sehr auf Madagaskar beschränkt. In Deutschland schaut auch der ein oder andere komisch, wenn man sich zum Fotografieren einer Blindschleiche irgendwo neben einem Feldweg bäuchlings auf den Boden legt.

Das generelle Misstrauen gegenüber Chamäleons hat allerdings auch einen entscheidenden Vorteil: Chamäleons werden auf Madagaskar nicht gezielt getötet. Sie haben trotzdem unter dem Verlust ihrer Lebensräume durch Brandrodung, Holzschlag, grasenden Zebus und zunehmendem Ackerbau zu leiden. Immer mal wieder werden Chamäleons versehentlich bei der Feldarbeit oder beim Baumfällen verletzt. Gegessen werden sie immerhin nicht.

Wo Vazaha fotografieren, finden sich in Kürze viele Schaulustige ein – wie hier in Ankaramibe im Nordwesten Madagaskars

Lediglich in Schutzgebieten und Nationalparks ist das Misstrauen gegenüber Reptilien generell weniger zu spüren. Da Lemuren jedoch als „interessantere“ Tiere gelten, beschäftigen sich nur wenige Guides explizit mit Chamäleons. Wir wollen das ändern! Seit Jahren betreiben wir umfangreich Aufklärung über Chamäleons, ihre Lebensräume, Besonderheiten und warum sie schützenswert sind. Engagierte Guides werden von uns mit Reptilien-Fieldguides versorgt sowie im Handling und der Artenbestimmung von Reptilien und Amphibien angeleitet. Für Kinder bringen wir Malbücher mit auf die Insel, um schon die Kleinsten auf das Thema Artenschutz aufmerksam zu machen. In einem kleinen Wald an der Ostküste forsten wir kahle, nieder gebrannte Korridore auf, um neuen Lebensraum für Madagaskars Fauna zu schaffen.

Wir zeigen Menschen vor Ort, dass Chamäleons harmlos sind und Ökotourismus eine gute Chance ist, die Lebensumstände aller Beteiligten naturverträglich zu verbessern. Wir haben auf Madagaskar inzwischen ein ganzes Netzwerk aus chamäleonerfahrenen Guides und Freunden, die Arten sicher bestimmen und ihre Eigenheiten genau kennen. Anders funktioniert es auch nicht: Wer nicht weiß, wie und wo die Chamäleons leben, die man sehen möchte, wird sie auch nicht finden.

Männer, Frauen und Kinder jeden Alters beäugen in einem kleinen Dorf nahe Sambava im Nordosten Madagaskars ein Pantherchamäleon

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Du kannst Teil unserer Expeditionen werden. Hier findest du mehr Informationen dazu. Mehr Informationen über Madagaskar, Kulturen und Traditionen der Insel, seine Menschen und die Artenvielfalt findest du im MadaMagazine.

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