Palleon lolontany

CITES-Quoten
kein legaler Export möglich

Erstbeschreibung: IUCN Red List: vulnerable

Raxworthy & Nussbaum, 1995 

Herkunft des Artnamens:

Christopher J. Raxworthy vom American Museum of Natural History, New York (USA) und Ronald A. Nussbaum von der Universität von Michigan, Ann Arbor (USA) benannten die Art nach einem lokalen Glauben am Rande des Tsaratanana-Gebirges, der vor allem den Wald betrifft, in dem die ersten gefundenen Exemplare der Art vorkommen. Die Menschen dort glauben an die Existenz sogenannter lolontany, Geister der Ahnen. Sie können die Geschicke der Lebenden leiten und lenken, sind aber meist friedlich und ungefährlich. Lolo ist das madagassische Wort für Geist, tany ist das madagassische Wort für Erde. Die exakte Übersetzung bedeutet also „Erdgeister“. Ähnliche traditionelle Glauben an die Geister der Vorfahren gibt es fast überall auf Madagaskar, und an vielen Orten tragen diese Geister unterschiedliche Namen.

Verbreitung:

Diese Art kommt nur in schwer zugänglichen Regenwäldern ab 1200 m und bis über 2050 m üNN vor. Beschrieben wurden sie ursprünglich nur aus der Nähe des Sees Matsabory und entlang des Flusses Befosa auf 2050 m und 1600 m Höhe. Beide Orte liegen im Regenwald am Rande des Tsaratanana-Gebirge im Norden Madagaskars. Seit 2013 weiß man, dass die Art auch im Nebelwald von Sorata lebt. Und 2025 konnten wir selbst nachweisen, dass Palleon lolontany auch den Regenwald von Marojejy im Nordosten Madagaskars bewohnt. Sie sind dort sehr selten zu finden und man braucht wirklich etwas Glück, um sie zu entdecken. In Marojejy kommt die Art etwas niedriger vor, aber stets über 1200 m üNN. Sie bewohnt die Laubschicht des obersten Teil des Regenwaldes, kurz vor der heideähnlichen Landschaft ganz oben. Nachts findet man sie an dünnen Ästchen oder Gräsern bis in einem Meter Höhe schlafend, meist aber eher in Kniehöhe.

Aussehen & Größe:

Die Weibchen von Palleon lolontany werden bis zu 5 cm groß, die Männchen bleiben mit bis zu 4,3 cm deutlich kleiner. Die Weibchen sind dabei naturgemäß etwas plumper bzw. großformatiger als die Männchen. Im Gegensatz zu Palleon nasus hat Palleon lolontany einen einzelnen, aus beschuppter Haut bestehendem, kleinen Nasenfortsatz. Der Nasenfortsatz ist bei den Männchen dezent länger als bei den Weibchen und kann bis zu 8 mm lang werden. Der Dorsalkamm des Männchens ist wellig geformt, während der des Weibchens ziemlich glatt ist. Die Helme beider Geschlechter sind sehr flach und nach hinten deutlich zugespitzt. Farblich sind Palleon lolontany eher unscheinbar braun bis beige gefärbt. Der Kehlbereich ist bei beiden Geschlechtern oft heller. Manche Tiere tragen an den Körperseiten eine schmale dunkle Linie. Beine und Arme sind häufig dunkler gefärbt als der Rest des Körpers.

Besonderheiten:

2013 wurde die Art von Glaw, Hawlitschek und Ruthensteiner taxonomisch in den Genus Palleon gestellt. Bis dahin war Palleon lolontany zu Brookesia gezählt worden. Die Untersuchungen legen nahe, dass es sich um ein Schwester-Genus von Brookesia handelt, das sich schon deutlich früher als gedacht entwickelt hat und möglicherweise zu eine der „ursprünglichsten“ Arten zählt. Obwohl  den afrikanischen Rhampholeon-Arten relativ ähnlich sehen, sind sie genetisch übrigens grundverschieden und definitiv nicht näher verwandt.

 

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Durchschnittl. Temperatur 26 26 26 25 25 23 23 22 23 24 25 26
Minimale Temperatur 24 24 23 23 22 21 20 19 20 21 22 24
Maximale Temperatur 30 29 29 29 28 27 25 25 25 27 28 30
Regentage 28 23 27 22 24 21 20 18 23 22 16 25

Die angegebenen Daten wurden von uns innerhalb mehrerer Jahre mit Thermo- und Hygrometern direkt an den Fundorten der Tiere gemessen und zusammengetragen. "Durchschnittliche Temperatur" bedeutet, dass die Werte eines gesamten Monats zu einem Durchschnittswert berechnet wurden, z.B. wurden alle gemessenen Minimalwerte eines Monats zu einem durchschnittlichen Minimalwert für Februar berechnet. Das bedeutet im Klartext, dass einzelne Spitzenwerte eines Tages deutlich höher oder niedriger als die durchschnittlichen Minimal- und Maximalwerte liegen können. Es ist also möglich, dass zwar das durchschnittliche Maximum bei 29 Grad liegt, es aber an einigen Tagen des Monats 33°C oder gar 35°C warm war.

Marojejy besteht vorwiegend aus einem Regenwald, der sich über das gleichnamige heilige Gebirge auf Höhen von 200 bis maximal 2100 m über Meeresniveau erstreckt. In den höchsten Gebieten ist das Klima kühl und die Vegetation karg, die meisten Chamäleons leben jedoch im wärmeren Regenwald darunter. Marojejy verfügt über verschiedene Höhenstufen, auf der jeweils eigene Arten in einem eigenen Klima leben. In der niedrigsten Höhenstufe ist es sehr warm und feucht, in den mittleren und höhen Lagen wird es etwas kühler, aber nicht weniger feucht.

In Marojejy gibt es nur wenig Unterschied zwischen Regen- und Trockenzeit. Die Luftfeuchtigkeit ist stetig sehr, sehr hoch. In der Regenzeit sind die Niederschläge ergiebiger, halten oft Tage an und gehen ab und zu mit schweren Stürmen einher. In der Trockenzeit liegen die Temperaturen etwas niedriger, richtig kalt wird es jedoch nie und es regnet immernoch fast täglich. Und trocken wird es in der Trockenzeit in Marojejy auch nicht. 2022 haben wir die relative Luftfeuchtigkeit an verschiedenen Tagen in der Regenzeit gemessen, die Daten finden sich im Folgenden.

2022 Luftfeuchtigkeit Marojejy 2022 Luftfeuchtigkeit Marojejy

Die UVB-Daten wurden mit einem Solarmeter 6.5 in der Regenzeit, Ende März und Mitte April, zur höchsten Aktivitätszeit der Chamäleons gemessen. Gemessen wurden jeweils maximal für das Chamäleon zu erreichende Werte im Habitat.

2022 UVI Marojejy2022 UVI Marojejy 2015 UVI Marojejy
Leider sind noch keine Bodentemperaturen für Marojejy verfügbar.

Seit 2022 messen wir zusätzlich zu anderen Klimadaten auch den Luftdruck an den von uns besuchten Orten auf Madagaskar. Die folgenden Daten stammen von verschiedenen Tagen während der Regenzeit. Auf der X-Achse befindet sich die Tages- oder Nachtzeit. Auf Madagaskar beginnt der Tag gegen 6 Uhr, die Nacht bricht bereits um 18 Uhr an. Die Y-Achse zeigt den atmosphärischen Luftdruck in hPa an.

2022 Luftdruck Marojejy 2022 Luftdruck Marojejy

Habitat:

Der Lebensraum von Palleon lolontany sind die höchsten Lagen unzugänglicher Bergnebelwälder. Mehrheitlich bewohnen sie dabei dichtes Unterholz zwischen Urwaldriesen. In Marojejy besteht der Boden aus Felsen und lehmiger Erde, stellenweise gibt es extrem viel Moos, Epiphyten und Flechten.  Der gesamte Regenwald besteht aus steilen Schluchten und Tälern, die von vielen Bächen durchzogen werden. Das Unterholz ist insgesamt enorm dicht. In den höheren Lagen Marojejys geht der Regenwald eher in eine heideähnliche, niedriger gewachsene Buschlandschaft über.

Im Folgenden findest du einige 360°-Bilder aus dem Regenwald von Marojejy, die wir während der Regenzeit aufgenommen haben. Wenn man auf die jeweilige Aufnahme klickt, öffnen sich die Bilder in vergrößerter Ansicht in einem eigenen Fenster. Mit der Maus kann man sich darin in alle Richtungen drehen. Dort besteht auch die Möglichkeit, die Bilder im Vollbildmodus auszuführen. Viel Spaß beim Anschauen!

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