Bodengrund

Eigentlich ist es mit dem Bodengrund ganz simpel: Man orientiert sich auch hier am besten am natürlichen Lebensraum des Chamäleons auf Madagaskar. Dieser Artikel erklärt vor allem den lebendigen Bodengrund, seine Bestandteile und Vorzüge, im Detail.


Haltung ohne Bodengrund

Diese Haltungsform ist in unseren Augen ausschließlich für die Quarantäne von Chamäleons geeignet. Ein Terrarium ohne Bodengrund ist hygienisch sauber zu halten, die Reinigung muss allerdings mindestens täglich erfolgen. Um die Entfernung von Kot zu erleichtern, kann man gegebenenfalls Küchenpapier oder Zeitung auf dem Boden des Terrariums auslegen. Zur dauerhaften Haltung ist „kein Bodengrund“ nicht geeignet. Die Luftfeuchtigkeit wird nicht gehalten, Pflanzen müssen eingetopft lose herumstehen. Weibliche Chamäleons haben in derart spartanisch ausgestatteten Terrarien keine Möglichkeit, ihre Eier abzulegen. Potenziell schädliche Keime aus dem Kot des Chamäleons können sich ohne Konkurrenzfauna vermehren, wenn nicht peinlichst genau auf Hygiene geachtet wird.

Lebendiger Bodengrund

Bei den meisten Chamäleons hat sich in der Terraristik ein lebendiger Bodengrund  seit Jahren bewährt. Dabei wird quasi ein natürlicher Bodengrund nachgebaut: Mit mehreren Schichten, lebendigen Pflanzen und einer Menge Kleinstlebewesen, die es in der Natur gibt. Man versucht damit, ein kleines, in sich geschlossenes, funktionierendes Ökosystem zu erstellen.

Die Vorteile dieses Bodengrunds liegen klar auf der Hand: Die Luftfeuchtigkeit im Terrarium wird sehr gut gehalten. Lebendige Pflanzen können direkt in den Boden gepflanzt werden. Dadurch wird – sobald gut durchwurzelt – die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodengrunds wesentlich erhöht. Tropftränken und Beregnungsanlagen können bei einem gut durchwurzeltem Boden täglich laufen, ohne dass Wasser aufgefangen oder abgeleitet werden müssen. Weibliche Chamäleons können ihre Eier problemlos ablegen, ohne dass eine Intervention nötig wäre. Kot wird vollständig von Destruenten beseitigt und muss nicht von Hand entfernt werden.

Lebendiger Bodengrund kommt den natürlichen Gegebenheiten auf Madagaskar am nächsten. Wichtig ist allerdings, dass der lebendige Bodengrund sich einige Wochen „einlaufen“ kann. Die Pflanzen brauchen Zeit, sich im Boden zu verwurzeln, die Wirbellosen müssen ein Gleichgewicht finden bzw. in der Vermehrung kontrolliert werden. Einmal eingespielt ist der lebendige Bodengrund eher pflegeleicht. Ein lebendiger Boden möchte aber tatsächlich gepflegt und nicht vernachlässigt werden. Die eingesetzten Wirbellosen müssen regelmäßig zugefüttert bzw. mit Zusätzen versehen werden. Je nach Besatz muss ab und zu etwas Substrat aufgefüllt oder ausgetauscht werden.

Ganz wichtig: Substrat und Auflage für den lebendigen Bodengrund dürfen vor dem Einbringen ins Terrarium natürlich nicht im Ofen erhitzt werden, denn damit würde man jegliche Bakterien, Wirbellose und Pilze abtöten. Diese sind für einen natürlichen Bodengrund aber unabdingbar. Und: Lebendiger Bodengrund muss nicht mit Steinen oder Kies abgedeckt werden. Das Chamäleon kann Laub und Wirbellose schießen oder versehentlich mitfressen, ohne dass es zu Problemen führt.

Die Gefahr, sich durch heimische Reptilien mit der Erde Parasiten einzuschleppen, kann in Deutschland vernachlässigt werden. Auch dass kleine Tausendfüßler oder Schnecken ihr Biotop verlassen und durchs Wohnzimmer krabbeln, kommt bei gut eingefahrenem Bodengrund und guter Pflege so gut wie nicht vor. Die Kleinstlebewesen bevorzugen ihren feuchten, heimischen Lebensraum ganz klar gegenüber trockenem, zugigem Wohnzimmerboden.

Einen einzigen Nachteil hat der natürliche Bodengrund: Haben sich darin Pflanzen verwurzelt, ist es für den Halter schwieriger, abgelegte Eier im Boden zwecks Inkubation wieder auszugraben. Viele Chamäleonweibchen bevorzugen nämlich grade den verwurzelten, schlecht zugänglichen Bereich im Terrarium zur Eiablage. Möchte man öfter züchten, kann man für trächtige Weibchen ein Terrarium mit Pflanzen in Töpfen anbieten. In großen Terrarien bietet es sich auch an, eine bestimmte, „eingriffgünstige“ Ecke mit etwas Sand in der Erde und einem dorthin weisenden Ast als Ablagestelle vorzubereiten.

Höhe des Bodengrunds

Für die Haltung von Chamäleonweibchen (auch unverpaarten) sollte der Bodengrund eine Mindesthöhe von 20 cm haben, damit Eier darin abgelegt werden können. Chamäleon-Weibchen können auch unverpaart Eier anbilden und geeignete Ablageplätze verhindern eine Legenot. Ansonsten gilt: Je höher, desto einfacher ist die Pflege des Bodengrundes.

Die verschiedenen Bodenschichten

Die Schichtung des lebendigen Bodengrunds zeigt die folgende Grafik.

Das „organische Auflagematerial“ ist in der Regel einfach Laub. Dabei eignet sich vor allem im Herbst ganz frisch gefallenes Laub von Buche, Eiche, Walnuss und diversen Obstbäumen. Wer mehrere Terrarien betreibt und übers Jahr einen Vorrat anlegen muss, kann das Laub einfach in Säcken gesammelt trocknen oder einfrieren. Das Laub kommt allen Lebensformen im lebendigen Boden zu Gute, sorgt für ein natürliches Aussehen des Terrariums und wird relativ zügig verwertet. Unter das Laub kann man diverse Zusätze  geben, um den Bodengrund lebendig zu halten.

Unter der humosen Oberschicht versteht man die Gesamtheit der ganz fein zersetzten organischen Substanz des Bodengrunds. Der noch nicht zersetzte Anteil des Laubs ist der sogenannte Detritus, der dann von den Wirbellosen und Bakterien sowie Pilzen zu Humus umgesetzt wird.

Als Substrat kommen etliche Varianten in Frage. Am einfachsten ist es, hier Erde aus einem Laubwald inklusive aller enthaltenen Kleinstlebewesen zu nutzen. Ausführlich werden die verschiedenen Substrate hier besprochen. Wer keine Laubwalderde verwenden will, muss das Substrat „animpfen“, das heißt Wirbellose, Mykorrhiza und Ähnliches von Hand dazu geben. Ohne Wirbellose und Einzeller funktioniert der lebendige Bodengrund nicht.

Seramis in Säcken im Baumarkt

Zwischen Drainage und Substrat sollte unbedingt ein Gartenvlies als Substratbarriere gelegt werden. Denn die Bewohner des belebten Bodengrundes können zum Teil graben. Gelangen Sie zwischen die Drainagekugeln, sterben sie meist schnell. Dazu wird ohne das Vlies schnell Erde in die Drainage geschwemmt. Dadurch verschlechtert sich die Drainageleistung.

Terrarien, die nicht über einen Abfluss mit Filter im Boden verfügen, sollten mit einer Drainageschicht unter dem Substrat versehen werden. Dazu eignen sich Blähtonkugeln oder Tongranulat (beispielsweise Seramis®), das man im Baumarkt säckeweise kaufen kann. Vorsicht bei der Haltung von weiblichen Chamäleons: Wenn sie ihre Eier im Terrarium ablegen sollen, hindern Substratbarriere und Drainage sie möglicherweise am tiefen Buddeln.

Substrate

Als Substrate kommen viele verschiedene Materialien in Frage, je nachdem, woher die gehaltene Chamäleonart kommt. Die meisten Chamäleonarten in Madagaskar leben in Regenwäldern mit feuchten, erdigen Böden. Einige Arten kommen jedoch auch in Trockenwäldern vor, die meist eher ein Sand-Erde-Gemisch als Boden haben. Lediglich Dornwälder, in denen nur sehr wenige Chamäleonarten leben, haben einen Lehm-, Sand- oder Lehm-Sand-Gemisch-Boden.

Erde

Feuchte Erde aus Laubwäldern inklusive aller enthaltenen Kleinstlebewesen ist das kostengünstigste und für einen lebendigen Bodengrund praktischste Substrat. Erde aus Nadelwäldern ist nicht geeignet. Damit man nicht eimerweise Laubwalderde schleppen muss, kann man zum Mischen abgepackte Blumen- oder Pflanzenerde aus dem Baumarkt verwenden. Ungedüngt muss die Erde nicht zwingend sein, es sollten lediglich keine kleinen Düngerkügelchen oder -stückchen enthalten sein – diese könnte das Chamäleon versehentlich beim Fressen mal mitschießen.

Feuchte Sand-Lehm-Mischung

Lehm und Sand

Eine Mischung aus angefeuchtetem Sand und Lehmpulver bietet eine gute Grabfähigkeit für Eiablagestellen bei Chamäleons. Die darin abgelegten Eier können gut gesäubert werden. Den ganzen Terrarienboden mit einer Lehm-Sand-Mischung zu füllen, bietet sich nicht an. In dem Substrat können Wirbellose langfristig nicht gut überleben – oder man muss sehr spezialisierte Wirbellose verwenden, was dann in der Pflege aufwändiger ist. Vorsicht auch, wenn Chamäleons Futtertiere auf Sand schießen: Sand bleibt im Magen gerne liegen und kann zu Verstopfungen führen.

Torf

Frisch gestochener Torf

Torf besteht vereinfacht gesagt aus unvollständig zersetzten Pflanzen in einem Moor. Torf kann die Bodendurchlüftung im Terrarium verbessern und sehr gut Wasser speichern, ist aber extrem nährstoffarm und sauer. Viele Pflanzen kommen daher mit reinem Torf nicht zurecht, es kann also im Terrarium nur in Substratmischungen verwendet werden. Torf kann man in Säcken im Baumarkt erwerben. Kritisch ist allerdings zu sehen, dass für den Torf-Abbau immer noch Moore zerstört werden. Moore sind empfindliche, spezialisierte und vor allem schützenswerte Lebensräume für eine Fülle an seltenen Tieren und Pflanzen.

Kokosfasern, Kokoshumus

Kokoserde oder –humus kann man im Zoohandel kaufen. Meist wird das Substrat getrocknet, zu Ziegeln gepresst und in Plastikfolie eingeschweißt. Legt man die entnommenen Ziegel ins Wasser, quellen sie und man erhält ein lockeres, grob erdähnliches Substrat mit vielen Fasern. Kokossubstrat hält Feuchtigkeit gut. Allerdings können die Fasern in Einzelfällen vom Chamäleon versehentlich aufgenommen im Magen-Darm-Trakt Schaden anrichten.

Spaghnum-Moos

Nasses Spaghnum-Moos

Spaghnum ist der Gattungsname der Torf- oder Bleichmoose. Sie wachen, wie der Name es bereits verrät, in der Natur vorwiegend auf nährstoffarmen, saurem Boden. Ähnlich Kokoserde wird Spaghnum-Moos im Zoohandel meist getrocknet und zu Ziegeln gepresst in Plastikfolie eingeschweißt verkauft. In Wasser aufgequollen speichert es Feuchtigkeit sehr lange. Außerdem kann man es kaum zum Schimmeln bringen. Als alleiniges Substrat für lebendigen Bodengrund ist Spaghnum nicht geeignet, wohl aber als Zusatz für die humose Oberschicht oder als Teil einer Substratmischung.

Rindenmulch, Pinienrinde
Rindenmulch

Rindenmulch

Rindenmulch ist zerkleinerte Baumrinde, in der Regel von Pinie oder Kiefer. Im Garten verwendet man Rindenmulch gerne als Abdeckung, um Gräsern und Kräutern (kurz: „Unkraut“) das Wachstum zu erschweren. Der Erdboden unter dem Rindenmulch wird mit der Abdeckung besser feucht gehalten, der Mulch selbst hält die Feuchtigkeit nicht. Pinienrinde schimmelt eher schlecht. Allerdings vertragen nicht alle Pflanzen den Mulch. Als Substrat im lebendigen Bodengrund ist Rindenmulch oder Pinienrinde alleine nicht geeignet.

Problematisch können Rindenstücke werden, wenn ein Chamäleon sie versehentlich mit einem Futtertier schießen und herunter schlucken. Die Rinde wird im Magen-Darm-Trakt nicht verdaut und kann zu Verstopfung, im schlechtesten Fall zu einem tödlichen Darmverschluss, führen. Daher raten wir von ganzen Rindenstücken als Substrat für Chamäleonterrarien grundsätzlich ab. In Substratmischungen kann man Rinde fein gemahlen durchaus verwenden.

ABG-Mix

In der Froschhaltung schon lange genutzt, in der Chamäleonhaltung bisher eher unbekannt: Die Substratmischung des botanischen Gartens von Atlanta (Georgia, USA). Die Abkürzung steht für „Atlanta Botanical Gardens“. Das Substrat ist sehr drainagefähig, speichert Feuchtigkeit gut und eignet sich daher für Terrarien prinzipiell gut. Statt fertig hergestellten ABG-Mix zu kaufen, kann man das Substrat selbst herstellen. Es besteht aus einem Teil zerkleinertem Spaghnummoos, zwei Teilen Baumfarm- oder Xaximstreu, zwei Teilen Pinienrinde (fein gemahlen), einem Teil Torf und einem Teil Aktivkohle.

Kommerziell erhältliche Terrarienerde

Im Zoohandel wird eine Vielfalt an Substraten für Terrarien angeboten. Meist handelt es sich um Mischungen aus Erde und Kokosfasern, Erde und Torf oder Kokosfasern und Ton- oder anderem Granulat. Weitaus kostengünstiger kann man einen lebendigen Bodengrund mit Laubwalderde selbst herstellen. Weniger Arbeit oder Aufwand ist der Kauf fertiger Substrate in der Regel nicht, da man diese noch mit Wirbellosen und Bodenverbesserern animpfen muss.

Holzchips, Holzspäne, Kleintierstreu, Korkgranulat

Jegliche Formen von Holzspänen (Sägespäne, Räuchermehl) oder Kork- und Holzstückchen (auch Holzpellets) eignen sich als Substrat für Chamäleons in keinster Weise. Mit diesen Substraten kann man weder einen lebendigen Bodengrund herstellen noch sie sonst irgendwie sinnvoll verwenden. Es schimmelt in feuchten Terrarien schnell, hält die notwendige Luftfeuchtigkeit unzureichend und ist nicht grabfähig. Pflanzen können darin nicht wurzeln und heruntergefallenem Kot wird keinerlei Konkurrenzfauna entgegengesetzt, so dass pathogene Bakterien und Pilze sich vermehren können.

Zudem können die Holz- oder Korkschnipsel gefährlich werden, wenn ein Chamäleon sie versehentlich mit einem Futtertier schießt und herunter schluckt. Holz und Kork wird im Magen-Darm-Trakt nicht verdaut und kann zu Verstopfung, im schlechtesten Fall zu einem tödlichen Darmverschluss, führen.

Wirbellose

Springschwänze

Springschwänze unter einem Stück Rinde

Springschwänze (Collembola spp.) gehören zur „Grundausstattung“ eines lebendigen Bodengrundes. Die meist in der Terraristik genutzten tropischen Springschwänze sind bis zu einen Millimeter groß. Sie mögen Feuchtigkeit, Temperaturen um 25°C und leben absolut substratgebunden, das heißt sie verlassen den Bodengrund nicht. Springschwänze ernähren sich von Pilzen, Futter- und Futtertierresten oder Kot, verwerten aber auch Schimmel. Beim „Animpfen“ von Böden mit Springschwänzen sollte man beachten, dass diese Wirbellosen recht lange brauchen, um sich zu vermehren. Möchte man ein großes Terrarium also neu mit Springschwänzen besiedeln, sollte man entsprechend viele Dosen aussetzen.

Erdchamäleons der Gattungen Brookesia und Palleon ernähren sich durchaus mal von Springschwänzen, für alle größeren Chamäleonarten sind Springschwänze als Futtertiere zu klein.

Asseln

Asseln sind neben Springschwänzen ein sehr guter Anfang für einen lebendigen Bodengrund. Es gibt viele unterschiedliche Arten. Am häufigsten in Terrarien verwendet werden Kubanische Asseln (Porcellionides prusinos) und die winzigen weiße Asseln (Trichorhina tomentosa). Mit Walderde kann man sich auch Mauerassel (Oniscus asellus), Kellerassel (Porcellio scaber) und Kugelassel (Armadillidium vulgare) dazu holen. Asseln sind sehr effektiv in der Vernichtung von Kot, Laub und Futtertierresten. Es gibt unterschiedlichste Arten neben den bereits genannten. Darunter sind auch Asseln, die mit Trockenheit besser zu Recht kommen und daher auch in weniger feuchten Terrarienböden eingesetzt werden könnten. Wer Spaß an diesen Wirbellosen hat, kann sich sogar etliche Farbmorphe kaufen.

Tau- und Regenwürmer

Kompostwurm

Kompost- (Eisenia fetida) sowie Regen- oder Tauwürmer (Lumbricus terrestris) können den Erdboden mit allen seinen Bestandteilen zersetzen und daraus feinen Humus herstellen. Der wiederum eignet sich sehr gut als Dünger für Terrarienpflanzen. Eine Hand voll Würmer in den Bodengrund zu setzen ist also eine gute Idee. Es muss allerdings auf Grund der entstehenden Feuchte eine gute Drainage vorhanden sein. Ist eine größere Population von Würmern im Boden, muss das Substrat außerdem immer mal wieder ausgetauscht werden, bevor es „versumpft“. Kompost- und Tauwürmer bekommt man im heimischen Kompost oder im nächsten Anglerladen.

Schnecken
Schnecke im Garten

Schnirkelschnecke

Schnecken können einen lebendigen Bodengrund bereichern und Pilze wegfressen, können aber auch die Pflanzen des Terrariums stark dezimieren. Gehäuseschnecken werden gerne mal von Chamäleons geschossen und sollten nicht zu groß werden. Nacktschnecken bieten sich etwas mehr für den lebendigen Bodengrund an. Einige bekommt man mit Waldboden „geliefert“. Selbst dazu setzen sollte man lieber kleinere Arten. Die Pfannkuchen-Schnecke (Veronicella sloanii) ist eine recht beliebte Art für Terrarien, wird aber relativ groß. Schnecken benötigen stets eine extra Fütterung und Zusätze.

 Schaben

Schaben sind nicht immer Ungeziefer, sondern manchmal sehr nützlich. Deshalb können einige Arten von Schaben durchaus praktische Bodenbewohner im Terrarium sein. Wichtig sind bei der Auswahl der passenden Art zwei Kriterien: Die ausgewachsenen Schaben sollten nicht in der Lage sein, glatte Flächen senkrecht nach oben zu überwinden und die Art sollte substratgebunden leben, also vertrocknen, sollte sie doch mal aus dem Terrarium ausbrechen. Diese Voraussetzungen erfüllen beispielsweise Pfefferschaben (Archimandrita tesselata), Kuba-Wühlschaben (Hemiblabera brunneri) und Zwergschaben (Paraplecta minutissima). In gut geschlossenen (!) Terrarien ohne Ritzen an Glas und Türen können auch Schaben eingesetzt werden, deren Imagines fliegen oder glatte Flächen überqueren können. Dazu eignen sich beispielsweise die grüne Bananenschabe (Panchlora nivea), die Fledermaushöhlenschabe (Eublaberus distanti) oder die Fragezeichenschabe (Therea olegrandjeani). Vorsicht, Schaben enden gerne mal als Snack im Chamäleon.

Tausendfüßler

Tausendfüßler sind sehr gute Resteverwerter und damit prinzipiell eine gute „Putzkolonne“. Sie fressen Laub, Aas, Schimmel, abgestorbene Pflanzenreste und fast alles andere, was auf den Boden fällt. Die Schnurfüßer sind nur für feuchte Böden geeignet und mögen eine dicke Humusschicht. Die Vermehrung mancher Arten ist einfach, andere vermehren sich nur unter bestimmten Bedingungen. Man sollte sich also gut einlesen, wenn man Tausendfüßler auf den Terrarienboden setzen möchte. Generell sollte man sie nur dann kaufen, wenn man als Halter gewillt ist, sich um diese Tiere wie um das Chamäleon sorgfältig zu kümmern (siehe Zusätze) und den Bestand ständig zu kontrollieren. Wer gerade mit Terraristik oder Chamäleons anfängt, sollte das Thema lieber auf später verschieben.

Bei Chamäleons sollten keine zu großen Arten Tausendfüßler in den Bodengrund eingesetzt werden. Mittelgroße und große Chamäleons versuchen meist trotz der Warnfarbe, die Tausendfüßler zu erbeuten. Die Wirbellosen verfügen jedoch über Wehrsekret und können Schleimhautschäden verursachen. Außerdem können nachtaktive, große Arten schlafende Chamäleons stören. Es sollten also nur Tausendfüßler als Nützlinge ins Terrarium gesetzt werden, die sich viel unter dem Substrat aufhalten und relativ klein bleiben. Gegebenenfalls in Frage kommende Arten sind Spirostreptus brachycerus (max. 90 mm) und Anadenobolus monilicornis (max. 50 mm), aber auch andere klein bleibende Arten wie Centrobolus splendidus (max. 80 mm).

Ohrkneifer, Ameisen und andere Wirbellose

Ohrkneifer

Ohrkneifer oder Ohrwürmer (Dermaptera spp.) sind für lebendigen Bodengrund nur eingeschränkt geeignet. Sie ernähren sich von Pflanzen, sind aber auch sehr gute Jäger. Trotz ihrer geringen Größe können Ohrwürmer daher sogar Futtertiere, die eigentlich fürs Chamäleon bestimmt waren, überwältigen. Ebenso können sie – abhängig von der genutzten Art – andere Nützlinge im Bodengrund, beispielsweise Schaben, vollständig auslöschen. Dazu sind Ohrwürmer sehr mobil und verlassen den Bodengrund regelmäßig. Trockenheit macht ihnen ebenfalls nicht aus. Ab und zu bekommt man mit Erde aus dem Laubwald ein paar harmlose Ohrwürmer „mitgeliefert“.

Steinläufer im Terrarienboden

Für fortgeschrittene Halter und Insektenliebhaber können Ameisen, Termiten und Käfer interessant für einen lebendigen Bodengrund sein, für den durchschnittlichen Halter sind sie nicht zu empfehlen. Termiten und Ameisen bewegen sich durchaus durch den ganzen Raum, anstatt nur im Terrarium zu bleiben. Rosenkäfer sind zwar sehr schön anzusehen, aber einschließlich ihrer Larven deutlich zu proteinreiche Snacks und werden von Chamäleons als Futtertier geschossen.

Weitere Wirbellose holt man sich meist direkt mit der Walderde ins Terrarium. Die meisten davon, zum Beispiel kleine Hundertfüßer wie der Steinläufer, sind harmlos und vermehren sich nicht unbegrenzt.

Bakterien

Bakterien sind Einzeller. Sie leben auf allen Oberflächen, auf und im Erdboden, sogar auf und im Menschen und genauso auf und im Chamäleon. Bakterien gibt es quasi unendlich viele um uns herum und auf uns drauf. Sie sind sehr wichtig für die Qualität des Bodens. Besonders viele Bakterien findet man direkt um Pflanzenwurzeln, der sogenannten Rhizosphäre.

Sogenannte Zersetzer-Bakterien (Destruenten) tun genau das, was ihr Name schon verrät: Sie zersetzen alles, was Wirbellose und Pilze nicht schaffen, selbst Schadstoffe. Daraus stellen sie unter anderem Nährstoffe für Pflanzen her. Das sorgt für besseres Pflanzenwachstum, im Wald wie im Terrarium. Actinomyceten sind eine große Gruppe der Destruenten und gehören zu einer Art Übergangsform zwischen Bakterien und Pilzen. Die dazu gehörende Bakterienart Streptomyces coelicolor sorgt übrigens für den typischen „Erde-Geruch“. Potenziell pathogene Bakterien leben leider auch im Erdboden. Sie sind krankmachend für Pflanzen und/oder Tiere. Man kann sie leider nicht gezielt entfernen, sondern muss ein Gleichgewicht zwischen ihnen und den „guten“ Bakterien schaffen.

Da es Bakterienkulturen nicht zum „Animpfen“ toter Erde gibt, bedient man sich für die Schaffung der geeigneten Bakterienfauna im Bodengrund am besten eines großen Eimers Erde aus dem nahen Laubwald. Damit holt man sich meist auch noch einige Wirbellose dazu, die die „Putzkolonne“ des Bodens vervollständigen.

Pilze

Krustenflechte an Kirschbaum

Die Sporen echter Pilze bringt man mit Walderde meist mit ins Terrarium. Über dem Erdboden wachsen die Fruchtkörper, also der sichtbare Teil des Pilzes, jedoch nur unter bestimmten Bedingungen. Kleine Pilze muss man nicht zwingend aus dem Terrarium entfernen, sollte aber zur Sicherheit kurz nachschlagen, ob es sich um potenziell giftige Pilze handelt.

Flechten sind übrigens Symbiosen zwischen Pilzen und Bakterien, meist Grünalgen oder Cyanobakterien. Krustenflechten bringt man sich gerne mit Ästen alter Obstbäume oder aus dem Wald mit ins Terrarium. Sie sind harmlos. Regelmäßig feucht gehalten, bleiben sie den Ästen im Terrarium sogar eine ganze Weile erhalten.

Mykorrhiza

Unter Mykorrhiza versteht man eine Symbiose zwischen bestimmten Pilzen und den Wurzeln einer Pflanze. Rund 90% aller Pflanzen können solche Symbiosen eingehen, auch viele Terrarienpflanzen. Die Mykorrhizapilze liefern der Pflanze dabei Mineralstoffe und Wasser, die Pflanze gibt den Pilzen dafür einen Teil ihrer Photosynthese-Produkte, vor allem Kohlenhydrate. Mykorrhiza-Pilze durchziehen mit ihren Hyphen den gesamten Bodengrund und transportieren darüber Nährstoffe zu den Pflanzen. Alle Hyphen zusammen nennt man das Mycel. Die vorteilhaften Eigenschaften der Mykorrhiza-Pilze kann man sich auch im Chamäleonterrarium zu Nutze machen. Entweder man bringt sie mit Laubwald-Erde in den Bodengrund ein oder kauft sie als Granulat in Gartencenter oder Onlineshops, um den Bodengrund damit zu verbessern.

Zusätze

Um den lebendigen Bodengrund mit all seinen Bewohnern am Leben zu halten, müssen die Substrate und vor allem die organischen Auflagematerialien von Zeit zu Zeit aufgefüllt und Zusätze nachgegeben werden.

Weißfaules Holz

Proteinfutter sollte immer zugefüttert werden, ohne dass die Chamäleons es selbst fressen können. Es wird also am besten unter der Laubschicht ausgebracht. Proteinfutter verhindert, dass Wirbellose auf der Suche nach Eiweißquellen einander gegenseitig anknabbern oder gar an den Terrarienbewohner gehen. Außerdem schützt es frisch abgelegte Chamäleoneier im Boden kurzfristig davor, angefressen zu werden. Als Proteinfutter eignen sich einzelne Bröckchen kommerzieller Katzen- oder Hundetrockenfutter, getrocknete Seidenraupen oder getrocknete Mehlwürmer aus dem Zoohandel. Bierhefe kann ebenfalls ab und zu unter der humosen Oberschicht ausgestreut werden. Springschwänze und Asseln nutzen die Bierhefe-Tabletten gerne als Proteinquelle.

Kalzium ist ebenfalls essentiell für viele Lebewesen des lebendigen Bodengrundes. Tausendfüßler und Schnecken sind beispielsweise darauf angewiesen. Ein Stück unter dem Laub liegende Sepiaschale oder zerbröselte Eierschalen reichen aus.

Perlit

Weißfaules Holz wird von sehr vielen Wirbellosen gerne angenommen. Asseln, Käfer und Tausendfüßler zersetzen es in kürzester Zeit. Weißfaules Holz findet man im Wald, kann es aber auch im Onlinehandel kaufen. Man kann größere Stücke aufs Laub legen oder es zerkleinert unter das Laub direkt aufs Substrat streuen. Langfristig kann man sich weißfaules Holz auch mittels Bakterienfermentation aus gemahlenem Holz selbst herstellen, das Ergebnis nennt man flake soil. Dieses Substrat kann man in großen Säcken online kaufen.

Vermiculit

Xaxim besteht aus getrockneten Teilen von Baumfarnen sowie darin enthaltenen, unzähligen Samen tropischer Moose und Kleinstpflanzen. Xaximfasern können den lebendigen Bodengrund verbessern, indem sie neues Pflanzenmaterial und weitere Mikroorganismen mitbringen.

Vermiculite ist ein Tonmineral, Perlit ein vulkanisches Glas. Beide können im Bodensubstrat die Luftdurchlässigkeit verbessern und das Substrat vor zu starker Verdichtung schützen. Außerdem speichern sie Wasser und schützen vor Staunässe. In der Chamäleonhaltung werden sowohl Perlit als auch Vermiculit vor allem für die Inkubation von Eiern genutzt. Im Bodensubstrat dürfen sie nicht in der oberen Schicht vorkommen. Versehentlich mit Futtertieren aufgenommenes Material ist für Chamäleons unverdaulich und kann zu Darmverschluss führen.

Pflanzenkohle kann, ins Substrat gemischt, zur Bodenverbesserung beitragen. Pflanzenkohle wird meist in Kombination mit Kompost eingesetzt, sie dient dabei als Trägermittel für Nährstoffe und als Lebensraum für Bakterien und Pilze.

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