Vergesellschaftung

Chamäleons untereinander

Die meisten Chamäleons, z.B. Furcifer pardalis, können nur einzeln gehalten werden, da sie innerartlich sehr aggressiv sind. Paarhaltungen sind oft nur für die Dauer der Paarung selbst möglich. Die Chamäleons müssen sich dabei nicht unbedingt beißen oder angreifen, allein die Anwesenheit eines zweiten Tieres kann durch den ausgelösten Stress beim unterdrückten Tier bis zum Tod führen. Jungtiere können oft noch in Gruppen aufgezogen werden, bereits im Alter von wenigen Monaten muss man die Chamäleons jedoch schon einzeln unterbringen.

Bei einigen afrikanischen Chamäleonarten sind Paar- oder Gruppenhaltungen bei großzügigem Platzangebot unter Umständen möglich. In solchen Fällen sollten stets Ausweichterrarien zur Verfügung stellen, denn nicht jedes Individuum kommt mit Partnertieren zurecht. Auch einzelne Paarhaltungen von Calumma parsonii sind bekannt. Solche Gruppenhaltungen sollten ausschließlich von erfahrenen Haltern versucht werden, die die Individuen seit Jahren kennen und auch kleine Anzeichen von Unverträglichkeiten bemerken. Bei Paarhaltungen von Jungtier an kann es vorkommen, dass Männchen sich nicht verpaaren oder Weibchen viel zu früh trächtig werden. Im Zweifelsfall ist die Einzelhaltung immer die sichere Variante.

Vergesellschaften von Chamäleons mit anderen Reptilien

Vielfach möchten Chamäleonhalter (vor allem Anfänger) noch andere Arten im gleichen Terrarium pflegen. Damit spart man Platz, Technik (und damit Geld) und die Tiere können miteinander interagieren, anstatt gelangweilt herumzusitzen…oder ist es vielleicht doch nicht so einfach?

Grundsätzlich sollten folgende Überlegungen gemacht werden:

  • Die zu vergesellschaftenden Arten sollten aus dem gleichen Lebensraum stammen und in der Natur parallel vorkommen. Zusätzlich sollten sie gleiche klimatische Bedingungen benötigen und sehr ähnliche Terrarieneinrichtung. Ein Schmuckhornfrosch z.B. benötigt andere Bedingungen als ein Chamäleon und stammt aus Südamerika, wo es überhaupt keine Chamäleons gibt.
  • Eine Art sollte keine Beute bzw. Fressfeind der anderen sein. Große Chamäleons versuchen auf fast alles zu schießen, was sich schnell bewegt. Kleine Geckos, Anolis, Frösche, Kleinsäuger oder Vögel im gleichen Terrarium/Raum sind daher willkommenes Futter. Vorsicht auch bei größeren Geckoarten wie Phelsuma grandis – auch von diesen sind Angriffe von Chamäleons ausgehend bekannt. Andersherum können auch größere Echsen kleine Chamäleons problemlos verspeisen.
  • Die Tiere sollten sich gegenseitig nicht stören. Eine nachtaktive, große Geckoart z.B. kann ein schlafendes Chamäleon massiv stören und andersherum am Tag.
  • Normale Terrariengrößen reichen nicht aus. Es muss ein sehr großzügiges, für beide Arten mehr als ausreichend Platz bietendes, sehr gut strukturiertes Terrarium vorhanden sein.
  • Für alle Tiere, die in ein fremdes Becken dazugesetzt werden, müssen Ausweichterrarien zur Verfügung stehen. Das heißt konkret, dass für jedes Tier ein nicht besetztes, aber voll eingerichtetes Terrarium zusätzlich vorhanden sein muss. An Technik, Platz und Geld spart man also nichts.
  • Der Halter sollte beide Arten getrennt voneinander seit Jahren erfolgreich pflegen, gut einschätzen können und die Einzeltiere und ihr Verhalten kennen. Neu gekaufte Tiere einfach zusammenzustecken birgt ein hohes Konfliktrisiko. Zudem sollten gerade Anfänger in der Chamäleonhaltung zuerst lernen, die Tiere und ihre oft leicht zu übersehenden Anzeichen für Erkrankungen, Stimmung usw. richtig zu deuten. Keine Quarantäne durchzuführen kann außerdem bei Parasitenbefall das Ausräumen des kompletten Terrariums bedeuten.
  • Der Halter muss Zeit haben, die Tiere insbesondere während der ersten Wochen intensiv zu beobachten, um gegebenenfalls Einzeltiere wieder von den anderen zu trennen.

Vergesellschaftungen können nur funktionieren, wenn beide Arten nicht wegen der „Nachbarn“ zurückstecken müssen. Wie man an den genannten Bedingungen sieht, erfordert eine dauerhaft funktionierende Vergesellschaftung verschiedener Arten immense Vorbereitungen und relativ hohen Aufwand. Demgegenüber stehen zwar eine Umweltbereicherung beider Arten und für den Halter tolle Beobachtungen, jedoch auch vermehrt Stress und eine erhöhte Verletzungsgefahr für die Bewohner.

Viele Zoos zeigen Terrarien mit unterschiedlichen, vergesellschafteten Arten. Daraus zu schließen, man könne die gleichen Arten zu Hause genauso gut gemeinsam unterbringen, kann fatale Folgen haben. Zoos haben andere Bedingungen als Privathalter, haben in der Regel mehr Ressourcen für kurzfristige Unterbringung und über Jahrzehnte erfahrene Pfleger. Manche zoologischen Einrichtungen zeigen trotz besserem Wissen fragwürdige Vergesellschaftungen. Ob und wie lange diese funktionieren, bleibt dem Besucher verborgen.

Grundsätzlich gilt: Vergesellschaftungen sollten sehr erfahrenen Haltern vorbehalten bleiben und funktionieren langfristig nur unter speziellen Bedingungen. Außerdem immer daran denken: Was beim einen Halter gut geht, muss es deshalb noch lange nicht beim nächsten. Wir empfehlen Vergesellschaftungen grundsätzlich nicht, sondern raten ausdrücklich davon ab.

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