kein legaler Export möglich
Quoten unter dem ehemaligen Artnamen Calumma nasutum sind hier zu finden
Erstbeschreibung:
Glaw, Agne, Prötzel, Gehring, Köhler, Preick, Ratsoavina, Straube, Wollenberg Valero, Crottini & Vences, 2025 ![]()
Herkunft des Artnamens:
Frank Glaw von der Zoologischen Staatssammlung München benannte das kleine Chamäleon gemeinsam mit vielen Co-Autoren nach dem deutschen Biologen Michael Hofreiter. Hofreiter lehrt an der Universität Potsdam und beschäftigt sich vorwiegend mit Paläogenomik. Er unterstützte das Autorenteam bei der genetischen Analyse des Typusexemplars von Calumma nasutum und vieler anderer Museumsexemplare von Amphibien und Reptilien Madagaskars. Von 2020 bis 2025 hielt man diese Art für Calumma nasutum, nachdem der Biologe David Prötzel von der Zoologischen Staatssammlung München eine erste ausführliche Veröffentlichung zur Aufarbeitung der sehr verschlungenen Verwandtschafts- und Artverhältnisse innerhalb des nasutum-Komplexes geschrieben hatte. 2025 kam dann heraus, dass eigentlich eine andere, sehr ähnliche Art das ‚echte‘ Calumma nasutum wie von Duméril und Bibron 1836 beschrieben ist. Deshalb benötigte das auf dieser Seite beschriebene kleine Chamäleon einen neuen, eigenen Artnamen.
Verbreitung:
Das Verbreitungsgebiet von Calumma hofreiteri beschränkt sich vor allem auf die Region rund um den Nationalpark Andasibe-Mantadia im östlichen Hochland Madagaskars. Dazu gehört der Nationalpark selbst, aber auch umliegende Schutzgebiete wie Mitsinjo oder Maromizaha-Vohidrazana. Calumma hofreiteri kommt sowohl im dichten Regenwald als auch an den Rändern des Waldes, seltener in Sekundärvegetation vor. Südlich von Moramanga findet sich diese Chamäleonart außerdem in einem kleinen Waldfragment nahe Tarzanville und einem Regenwald nahe Anosibe An’Ala. In Andasibe und Umgebung ist Calumma hofreiteri unserer Erfahrung nach deutlich seltener als das ebenfalls dort vorkommende Calumma emelinae.
Eine weitere Population, die genetisch Calumma hofreiteri zumindest sehr ähnlich ist, lebt im Sorata Gebirge im Norden Madagaskars. Die Entfernung zu den übrigen Populationen ist allerdings beachtlich, so dass nicht abschließend geklärt ist, ob es sich bei dieser Population nicht um eine eigene Chamäleonart handelt. Dieses Gebiet ist für Reisende weitestgehend unzugänglich, so dass es bisher kaum Beobachtungen außerhalb wissenschaftlicher Expeditionen von dort gibt. Zählt man die Tiere in Sorata zu Calumma hofreiteri, kommt die Art auf Höhen von 881 bis 1934 m üNN vor.
Aussehen und Größe:
Calumma hofreiteri zählt zu den kleinen Chamäleons und ist mit einer Gesamtlänge von 8,9 bis 9,3 Zentimeter ein echter Winzling. Die Männchen haben einen runden, elastischen und relativ großen Nasenfortsatz, der immer länger als 1,5 mm ist. Auffallend ist bei den Männchen von Calumma nasutum der hohe Helm (1,5-2 mm), der dem von Calumma fallax sehr ähnelt. Bei Weibchen ist der Nasenfortsatz kleiner. Die rostrale Schuppe direkt unter dem Nasenfortsatz ist nicht in den Nasenfortsatz selbst integriert. Die Männchen verfügen über einen deutlich entwickelten Dorsalkamm, während die Weibchen keinen solchen aufweisen. Dadurch sind die Weibchen von Calumma hofreiteri leider bisher äußerlich nicht sicher von denen von Calumma emelinae zu unterscheiden. Die Schuppen an Armen und Beinen sind etwas größer als die am Körper. Die Färbung der Männchen beschränkt sich vor allem auf Beige am Körper und einem hellem Grün an Kopf, Armen und Beinen. Die Weibchen sind etwas unscheibarer hellbeige gefärbt. Bei Erregung können Calumma nasutum ganz leicht sichtbare, türkisblaue Bänder am Körper zeigen.
Von Calumma nasutum ist Calumma hofreiteri – neben dem Verbreitungsgebiet – durch den Rückenkamm bei den Männchen und einen insgesamt kleineren und kürzeren Nasenfortsatz zu unterscheiden. Von der extrem ähnlichen Art Calumma fallax unterscheidet sich Calumma hofreiteri – neben dem Verbreitungsgebiet – durch einen kürzeren Schwanz, einen kleineren Nasenfortsatz und bestimmte Fenster in den Schädelknochen (die man nur im CT oder am toten Tier sehen kann).
Besonderheiten:
Calumma hofreiteri gehört zur sogennanten nasutum-Gruppe. Zu dieser Gruppe zählen eine Vielzahl kleiner Chamäleons aus Madagaskar mit weichem Nasenfortsatz. 2020 wurde von Prötzel, Scherz et al. Calumma nasutum genauer definiert – das jetzige Calumma hofreiteri wurde zwischen 2020 und 2025 deshalb als Calumma nasutum geführt. Die bis 2020 überall auf Madagaskar als Calumma nasutum beschriebenen Tiere fallen dagegen zu einem sehr großen Teil heute Calumma radamanus und der gleichnamigen radamanus-Gruppe zu. Letztere beinhaltet noch viele unbeschriebene Arten. Durch die jahrelange Problematik der fehlenden genetischen Differenzierung verschiedener Arten wurden seit 2014 unter dem Namen Calumma nasutum unzählige Chamäleons exportiert, die überhaupt keine Calumma nasutum sind, sondern andere Chamäleon-Arten.
| Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
| Durchschnittl. Temperatur | 23 | 24 | 23 | 23 | 22 | 19 | 19 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 |
| Minimale Temperatur | 20 | 20 | 20 | 19 | 18 | 15 | 15 | 15 | 15 | 16 | 18 | 19 |
| Maximale Temperatur | 27 | 27 | 27 | 27 | 25 | 23 | 23 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 |
| Regentage | 27 | 24 | 26 | 19 | 17 | 18 | 21 | 20 | 15 | 16 | 20 | 25 |
Die angegebenen Daten wurden von uns innerhalb mehrerer Jahre mit Thermo- und Hygrometern direkt an den Fundorten der Tiere gemessen und zusammengetragen. "Durchschnittliche Temperatur" bedeutet, dass die Werte eines gesamten Monats zu einem Durchschnittswert berechnet wurden, z.B. wurden alle gemessenen Minimalwerte eines Monats zu einem durchschnittlichen Minimalwert für Februar berechnet. Das bedeutet im Klartext, dass einzelne Spitzenwerte eines Tages deutlich höher oder niedriger als die durchschnittlichen Minimal- und Maximalwerte liegen können. Es ist also möglich, dass zwar das durchschnittliche Maximum bei 29 Grad liegt, es aber an einigen Tagen des Monats 33°C oder gar 35°C warm war.
Drei Beispiele für einen Tagesverlauf der Temperaturen rund um Andasibe in der Regenzeit finden sich im Folgenden. Sie wurden 2023 mit Datenloggern aufgezeichnet.
Die Region um Andasibe mit den dazugehörigen Wäldern Mantadia, Mitsinjo und Analamazaotra liegen im östlichen Hochland Madagaskars auf Höhen zwischen 900 und 1250 m über Meeresniveau. Es wird deshalb tagsüber zwar mal über 25°C warm, über die 30°-Grenze klettert das Thermometer aber eher selten oder nur in Sonnenflecken. Nachts fallen die Temperaturen vor allem während der Trockenzeit tief in den Keller. 10° bis 15° Grad sind die Regel.
Die Luftfeuchtigkeit in den Regenwäldern um Andasibe ist das ganze Jahr über hoch. Während der Regenzeit regnet es täglich ausgiebig, manchmal hält der Regen über Tage an. Aber auch die Trockenzeit unterscheidet sich nicht massiv, außer dass sie insgesamt etwas kühlere Temperaturen aufweist und nachts tiefere Temperaturen erreicht. Es regnet trotzdem mindestens jeden zweiten Tag. Regen, hohe Luftfeuchtigkeit und nächtlicher Temperatursturz sind daher die zentralen Punkte im Klima Andasibes. 2023 haben wir mit Datenloggern die relative Luftfeuchtigkeit an verschiedenen Tagen rund um Andasibe in der Regenzeit gemessen, die Daten finden sich im Folgenden.
Die UVB-Daten wurden mit einem Solarmeter 6.5 im Frühjahr (März, April) zur höchsten Aktivitätszeit der Chamäleons gemessen. Gemessen wurden jeweils maximal für das Chamäleon zu erreichende Werte im Habitat.
| Jan | Feb | Mär | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
| Morgens | 23,2 | 23,4 | 22,0 | 22,1 | 20,5 | 16,0 | 16,3 | 16,5 | 17,4 | 16,7 | 21,2 | - |
| Mittags | 25,4 | 25,3 | 24,5 | 22,5 | 20,2 | 16,5 | 16,3 | 17,7 | 18,3 | 18,0 | 21,4 | - |
| Abends | 25,5 | 25,1 | 25,0 | 25,3 | 20,8 | 17,2 | 16,1 | 17,0 | 19,6 | 23,0 | 22,0 | - |
Zwischen dem 21. März 2018 und dem 05. Februar 2019 haben wir etwa jeden zweiten Tag Bodentemperaturen im Regenwald von Andasibe und Umgebung (Analamazaotra, Andasibe, V.O.I.M.M.A. und Mitsinjo) gemessen – die Tabelle ist das Ergebnis dieser Messungen. Lediglich im Dezember wurden keine Messungen vorgenommen. Eine ausführliche Besprechung findet sich hier. Insgesamt haben wir 418 Bodentemperaturmessungen durchgeführt und geschätzte 70 verschiedene Stellen in Andasibe und Umgebung in 20 cm Tiefe gemessen.
2023 haben wir zusätzlich zu anderen Klimadaten auch den Luftdruck an den von uns besuchten Orten auf Madagaskar gemessen. Die folgenden Daten stammen von verschiedenen Tagen während der Regenzeit rund um Andasibe. Auf der X-Achse befindet sich die Tages- oder Nachtzeit. Auf Madagaskar beginnt der Tag gegen 6 Uhr, die Nacht bricht bereits um 18 Uhr an. Die Y-Achse zeigt den atmosphärischen Luftdruck in hPa an.
Habitat:
Die folgenden Fotos zeigen Ausschnitte aus dem Habitat von Calumma hofreiteri in Andasibe, Analamazaotra und Maromizaha. Sie bewohnen dünne Bäumchen, Sträucher und Gebüsch, aber auch dicke Lianen im dichten Regenwald. Nur sehr selten sind sie in offenem Gelände zu finden, sie bevorzugen ein dichtes Blattwerk und tiefen Regenwald oder zumindest Randbereiche von Regenwäldern.
Im Folgenden findest du einige 360°-Bilder aus Regenwäldern in Andasibe und Analamazaotra, die wir während der Regenzeit aufgenommen haben. Wenn man auf die jeweilige Aufnahme klickt, öffnen sich die Bilder in vergrößerter Ansicht in einem eigenen Fenster. Mit der Maus kann man sich darin in alle Richtungen drehen. Dort besteht auch die Möglichkeit, die Bilder im Vollbildmodus auszuführen. Viel Spaß beim Anschauen!





































