Häutung

Die Häutung

Chamäleons wachsen ein Leben lang. Da ihre Haut nicht mitwachsen kann, müssen sie sie von Zeit zu Zeit abstreifen. Diesen Vorgang nennt man Häutung. Der Fachbegriff lautet Ekdysis, abgeleitet vom Altgriechischen ἐκδύω (ekduo), was so viel wie „Ausziehen“ bedeutet. Damit ist der Vorgang eigentlich schön beschrieben: Das Chamäleon zieht bei der Häutung seine alte Haut aus und behält die neue an.

Auslöser der Häutung

Häutung Calumma linotum im Montagne dambre

Häutungsreste am Kopf eines Calumma linotum im Montagne d’Ambre

Bei Echsen, Chamäleons eingeschlossen, geht man davon aus, dass die Schilddrüse vor einer Häutung vermehrt Hormone wie Thyroxin ausschüttet. Diese sorgen für den Häutungsprozess der Epidermis. Bei Schlangen ist es übrigens genau andersherum: Eine vermehrte Ausschüttung von Thyroxin aus der Schilddrüse verlangsamt die Häutungsintervalle anstatt neue Häutungen anzuregen. Die Schilddrüse wird unter anderem von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gesteuert.

Ablauf der Häutung

Die Häutung beginnt bereits, bevor wir es mit dem bloßen Auge am Chamäleon wahrnehmen können. Man kann den gesamten Vorgang in verschiedene Stadien einteilen. Das erste Stadium ist der Normalzustand der Haut, also der Zustand, während dem das Chamäleon sich gerade nicht häutet. Die anderen fünf Stadien beschäftigen sich mit dem Häutungsprozess.

Nur die Epidermis, also die äußerste Hautschicht des Chamäleons, ist an der Häutung beteiligt. Im Ruhezustand besteht sie – von unten nach oben – aus der Keimschicht (Stratum germinativum), der Körnerschicht (Stratum ganulosum) und der Hornschicht (Stratum corneum). Die Körnerschicht verfügt über einen fettreichen Film, der maßgeblich dazu beiträgt, dass die Haut „wasserdicht“ ist. Die äußere Hornschicht ist die stark keratinisierte Schicht, die die Schuppen des Chamäleons bildet. Es gibt α- und β-Keratin, die in übereinander liegenden Schichten die Hornschicht bilden. Das α-Keratin ist weich und bildet den inneren Anteil der Schuppen sowie den weichen Bereich zwischen den einzelnen Schuppen. Es sorgt dafür, dass ein Chamäleon seinen Kehlsack aufblasen und seine Körperform verändern kann. Das β-Keratin dagegen sorgt für den harten, außen liegenden Anteil einer Schuppe.

Schematischer Ablauf einer Häutung

Schematischer Ablauf einer Häutung mit Stratum germinativum (1), Stratum granulosum (2) und Stratum corneum (3). Rot eingezeichnet ist die Zwischenschicht zwischen alter und neuer Haut.

Die Keimschicht der Epidermis baut zur Häutung eine zusätzliche Körnerschicht und Hornschicht auf. Es baut quasi die gleichen Hautschichten nochmal neu unter den alten Schichten auf. Zwischen den alten und neuen Hautschichten entwickelt sich eine Zwischenschicht, dass Stratum intermedium. In diese Zwischenschicht wandern weiße Blutzellen (heterophile Granulozyten) und lymphatische Flüssigkeit ein. Diesen Vorgang kann man nun am Chamäleon beobachten: Die Haut erscheint plötzlich milchig. Die proteolytischen Enzyme der Lymphe sorgen dafür, dass sich die alte Hautschicht nach und nach ablöst. Das ist das letzte Stadium der Häutung. Am Chamäleon sieht man in diesem Stadium, dass die „alte Haut“ aufplatzt und sich ablöst. Zuerst hängen überall am Chamäleon noch Fetzen, aber nach und nach verlieren sich die Häutungsreste. Den schon abgestreiften „alten“ Hautteil nennt man Exuvie. Dieser Begriff ist dem Lateinischen exuviae entlehnt. Es bedeutet so viel wie „das, was ausgezogen wurde“. Auch die Hemipenes häuten sich jedes Mal mit, und so findet man nach der Häutung in der Nähe männlicher Chamäleons manchmal die Überreste davon in Form kleiner, gelblicher, faltiger Stränge.

Häutungsreste der Hemipenes

Häutungsreste aus den Hemipenes-Taschen

Die Häutungsprozesse an Reptilien wurden bisher vor allem an Schlangen und einigen Geckos untersucht. Da sie einander sehr ähnlich sind, geht man davon aus, dass auch nicht untersuchte Reptilien sich genauso oder nur mit sehr geringen Unterschieden im Ablauf häuten. Von Chamäleons gibt es leider bisher keine eigenen Studien zum Häutungsprozess.

Einflussfaktoren

Der Ablauf der Häutung wird maßgeblich von der Gesundheit des Chamäleons gesteuert. Kranke Chamäleons häuten sich nur schlecht, oft bleiben Häutungsreste zurück. Außerdem funktioniert eine Häutung nur dann, wenn die Umgebungstemperatur stimmt. Als wechselwarme Reptilien sind Chamäleons auf Wärme angewiesen, damit alle Prozesse des Körpers funktionieren – die Häutung ist dabei keine Ausnahme. Auf Madagaskar klappt es mit der Häutung am besten während der Regenzeit, da dann das beste Futterangebot herrscht und damit das meiste Wachstum stattfindet. Außerdem herrscht während der Regenzeit eine erhöhte Luftfeuchtigkeit, die die Häutung erleichtert.

Während der Häutungsphase ist die neue Haut noch sehr weich, was sie anfälliger für Parasiten und Infektionen macht. Damit wird der eigentlich praktische Effekt, dass Chamäleons sich in der Wildnis Madagaskars mit der Häutung lästiger Mitbewohner entledigen können, leider direkt wieder zunichte gemacht.

Häutung Furcifer verrucosus in Ifaty

Häutung eines Furcifer verrucosus in Ifaty

Verhaltensänderungen

Viele Chamäleons ändern während einer Häutung ihr Verhalten. Zuerst einmal stellen einige Tiere kurz vor und während der Häutung das Fressen ein. Andere werden beispielsweise angriffslustiger als sonst. Während der Häutung selbst versuchen die meisten Chamäleons, Häutungsreste an Ästen abzustreifen oder Körperteile wie die Augen an Pflanzen zu reiben, um störende Hautfetzen aus dem Sichtfeld zu bekommen. Es wird bei Chamäleons zwar eher selten beobachtet, aber trotzdem gibt es einige Individuen, die die Exuvie auffressen.

Dauer der Häutung

Chamäleons wachsen ein Leben lang, das heißt, sie häuten sich auch lebenslänglich immer wieder. Jungtiere häuten sich schnell innerhalb weniger Stunden am ganzen Körper. Je älter das Chamäleon wird, desto langsamer häutet es sich auch. Eine Häutung kann dann schon mal ein bis zwei Wochen veranschlagen und nur alle paar Monate vorkommen. Bei adulten Tieren ist es auch normal, wenn sich nur Teile des Körpers häuten. Mal ist der Kopf dran, mal der Schwanz, dann ein Bein.

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