Chamäleons fotografieren

Chamäleons in ihrem natürlichen Lebensraum zu fotografieren ist nicht nur spannend, sondern macht auch sehr viel Spaß. Nicht zuletzt entstand durch die Leidenschaft zu Chamäleons und Fotografie diese Website! Daher gibt es jetzt genau zu diesem Thema einen eigenen Artikel.

Kamera

Kompaktkameras

Kompaktkameras sind klein, leicht und die am häufigsten verkauften Kameras. Die Preise sind niedrig und die Bildqualität meist nicht besonders gut. Das Objektiv an Kompaktkameras ist fest verbaut, man kann also nichts wechseln. Die Fotografie erfolgt in der Regel vollautomatisch mit festgelegter Verschlusszeit. Man kann und muss keinerlei Einstellungen vornehmen oder ändern. Das ist dann allerdings mehr knipsen als fotografieren.

Bridgekameras

Furcifer antimena in Ifaty, Nikon D750, Nikkor 24-70 mm/2,8, Vollformat, f/11, 1/200 sec, ISO 100, manueller Modus, freihändig, ein Nikon SB900, eine Softbox

Bridgekameras sind eigentlich Spiegelreflexkameras, allerdings verfügen sie nur über ein einziges, fest eingebautes Zoomobjektiv. Heute versteht man unter Bridgekameras aber auch spiegellose Kameras. Sie sind in der Regel kompakter als Spiegelreflexkameras und benötigen weniger Zubehör, was den Fotorucksack um einige Kilogramm erleichtert. Eine manuelle Einstellung von Blendenzahl, Verschlusszeit und ISO ist möglich, wird aber von den meisten Nutzern nicht verwendet, da es etliche Motivprogramme gibt. Motivprogramme sind quasi für bestimmte Aufnahmesituationen „vorprogrammierte“ Einstellungen.

Spiegelreflexkameras

Wer richtig fotografieren will, kommt an einer digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR) nicht vorbei. An Spiegelreflexkameras kann man eine Vielzahl verschiedener Objektive befestigen und so zwischen unterschiedlichen Brennweiten wechseln. Das Zubehör-Spektrum ist quasi unendlich. Das führt auch dazu, dass die Fotografie-Ausrüstung pro Person 10 bis 15 kg locker hergibt – wir schleppen also durchaus einiges auf Madagaskar durch den Wald. Die neuesten digitalen Spiegelreflexkameras erreichen teils extreme Bildauflösungen von bis zu 60 Megapixel. Für eine sehr gute Bildqualität benötigt man solche Extreme allerdings in der Regel nicht. Es gibt heutzutage sowohl für Anfänger als auch Profis digitale Spiegelreflexkameras in praktisch allen Preissegmenten – von 700 € bis 10.000 € ist fast alles möglich. Entscheidend ist aber im Bereich der Spiegelreflexkameras nicht nur das Kameragehäuse, sondern die dazu verwendeten Objektive. Und auch hier liegen die Preise in einem sehr weiten Feld verteilt.

Dimby und Thorsten fotografieren Furcifer timoni im Regenwald des Montagne d’Ambre

Wir verwenden ausschließlich digitale Spiegelreflexkameras von Nikon und Canon zur Fotografie von Chamäleons auf Madagaskar. Und wir fotografieren ausschließlich und immer manuell, das heißt mit Einstellung von Belichtungszeit, Verschlusszeit, Iso und Blitz von Hand. Automatiken benutzen wir generell nicht. Thorsten und Dimby fotografieren übrigens mit Nikon, Alex fotografiert mit Canon.

Wer noch nicht so richtig weiß, was er eigentlich haben will, aber gerne intensiv in die Fotografie einsteigen möchte, dem empfehlen wir, sich in einem Fotofachgeschäft beraten zu lassen. Bekannte, große Fotofachgeschäfte sind beispielsweise Calumet, Foto Koch, Foto Leistenschneider oder Foto Brenner. Dort sucht man sich einen Fotofachverkäufer (das ist übrigens ein Ausbildungsberuf) und vereinbart einen Beratungstermin. Gut wäre, bis zum Termin das gewünschte Preissegment zu wissen. Dabei bitte immer bedenken, dass zur Kamera noch einiges an Zubehör, insbesondere Objektive, kommt. Vor Ort kann man sich dann verschiedene Kameramodelle live anschauen, die Haptik in den eigenen Händen testen und einfach mal probieren, was einem selbst am besten liegt. Und dann bitte das Allerwichtigste beachten: Nach einer eingehenden Beratung sollte man auch dort kaufen, wo man gut beraten wurde, und nicht bei Amazon oder Mediamarkt online bestellen.

Alex fotografiert Brookesia micra auf der Insel Nosy Hara –  rechts im Bild ein zur Kamera gehörender externer Blitz mit Softbox

Es bietet sich auch an, Workshops der Kamerahersteller zu besuchen, um sich mit der Kamera vertraut zu machen und das manuelle Fotografieren zu lernen. Es gibt fast überall außerdem Interessengruppen, Fotoclubs oder ähnliches, in denen Laien und Fortgeschrittene gleichermaßen willkommen sind und sich austauschen können. „Automatik“ kann jeder – echtes Fotografieren ist es dann, wenn man auch alle Einstellungen selbst hinbekommt.

Objektive

Für den Einstieg eignet sich meist ein Zoom-Objektiv, das von leichtem Weitwinkel bis Tele mehrere Brennweiten abdeckt. Wer fortgeschritten fotografiert, kauft sich in der Regel im Laufe der Zeit mehrere Objektive, die zu den eigenen Interessen passen. Grundsätzlich gibt es eine große Bandbreite an Objektiven für jede Spiegelreflexkamera – es muss nicht immer alles vom gleichen Hersteller sein. Testberichte und Vergleiche können hilfreich bei der Suche nach einem passenden Objektiv sein.

Normalobjektive

Das Normalobjektiv hat eine feste Brennweite und bildet ziemlich genau das ab, was man mit dem menschlichen Auge auch sieht, ohne Verzerrung. Die Brennweite resultiert aus der Diagonale des Kamerasensors. Bei den meisten Kameras liegt das Normalobjektiv zwischen 40 und 60 mm Brennweite. Für das Fotografieren von Chamäleons auf Madagaskar benötigt man diese Objektive eher nicht.

Teleobjektive

Calumma crypticum in Anjozorobe, Canon 7D Mark II, Tamron 150-600 mm/5-6,3, Halbformat, f/8, 1/400 sec, ISO 400, manueller Modus, freihändig, available light

Teleobjektive sind Objektive mit Brennweiten von 65 bis 1200 mm. Mit ihnen kann man weit entfernte Motive „nahe heran holen“. Einfach gesagt: Je höher die mm-Zahl, desto weiter entfernte Chamäleons kann man noch fotografieren. Meist wiegen Teleobjektive aber auch entsprechend viel und haben eine beachtliche Größe. Für Chamäleons eignen sich Teleobjektive nur dann, wenn man Tiere weit oben im Baum der aus mehreren Metern Entfernung fotografieren will. Auf Madagaskar verwenden wir Teleobjektive eher selten für Chamäleons.

Weitwinkelobjektive

Weitwinkelobjektive haben eine Brennweite von 14-35 mm. Sie erfassen deutlich mehr, als unsere Augen in einem Bildausschnitt erfassen können. Weitwinkelaufnahmen verwendet man daher zum Beispiel gerne für Landschaften. Chamäleons kann man zwar mit dem Weitwinkel fotografieren, muss aber in der Regel so nahe heran, dass die Tiere dies nicht mehr gut tolerieren.

Fish-Eye-Objektive

Calumma parsonii parsonii orange eye in Mahambo 2018

Calumma parsonii parsonii nahe Mahambo, Canon 7D Mark II, Sigma Fish-Eye 10 mm /2,8, Halbformat, f/9, 1/250 sec, ISO 400, manueller Modus, freihändig, entfesselter Canon Speedlite 600EX II RT, eine Lumiquest-Softbox

Fish-Eye-Objektive sind sehr spezielle Weitwinkelobjektive mit 8 mm oder 16 mm Brennweite, die das Bild tonnenförmig verzerren. Was näher am Objektiv ist, wirkt dadurch viel größer. Dadurch kann  man Chamäleons durchaus spannend darstellen, muss aber sehr nah ran ans Tier. Fish-Eyes kann man daher nur bei einigen wenigen Arten und in besonderen Situationen auf Madagaskar einsetzen. Ganz kleine Chamäleons kann man mit dem Fish-Eye nur schwierig aufnehmen, besser ist eine Größe von mindestens 6-8 cm.

Zoomobjektive

Zoomobjektive sind die „Allrounder“ für Madagaskar. Übliche Brennweiten dieser Objektive liegen bei 24-85 mm oder 70-200 mm. Sie decken also mehrere Brennweiten in einem einzigen Objektiv ab. Beispielsweise ein 24-70 mm Zoomobjektiv kann man sehr gut für größere Chamäleons einsetzen. Von Pantherchamäleons bis Parsons Chamäleons kann man damit sehr gut fotografieren. Wichtig ist bei Zoomobjektiven, auf eine geringe Gegenstandsweite zu achten, damit man möglichst nahe ans Motiv heran kann.

Makroobjektive

Bei Makrobjektiven handelt es sich meist um Festbrennweiten mit optimierten Linsengruppen für einen guten Vergrößerungsmaßstab. Man kann damit besonders gut kleine Chamäleons fotografieren, zum Beispiel die Erdchamäleons der Gattungen Palleon und Brookesia. Auch kleinere Baumbewohner wie Calumma gallus, Calumma linotum, Calumma boettgeri, Furcifer lateralis oder Furcifer minor sind mit beispielsweise einem 100 mm Makroobjektiv sehr gut zu fotografieren. Vorsicht: Je besser das Makroobjektiv vergrößert, desto geringer ist der Bereich, der auf dem Foto scharf abgebildet wird. Oder fachlich korrekt: Je größer der Abbildungsmaßstab, desto geringer die Schärfentiefe. Eine geringe Schärfentiefe kann begrenzt über die Blende ausgeglichen werden, aber eben nicht endlos.

Brookesia superciliaris in Andasibe, Nikon D750, Nikkor 105 mm Micro, Vollformat, f/11, 1/125 sec, ISO 100, manueller Modus, freihändig, zwei entfesselte Yongnuo YN560 III, zwei Lumiquest-Softboxen

 

Fotografie auf Madagaskar

Available light

Available light Fotografie (englisch für verfügbares Licht) bedeutet, dass man keine zusätzlichen Lichtquellen verwendet. Nur das, was die Sonne und die jeweiligen Lichtgegebenheiten einer Situation hergeben, wird in diesem Moment zur Fotografie genutzt. Auf Madagaskar ist available-light-Fotografie nicht immer möglich. Insbesondere tief im Regenwald ist es häufig relativ dunkel, so dass man mit dem vorhandenen Licht nicht besonders weit kommt. Hin und wieder bieten sich aber Gelegenheiten, ausschließlich mit dem vorhandenen Licht Chamäleons zu fotografieren.

Blitzlicht

Auf Madagaskar ist Blitzlicht zur Chamäleonfotografie häufig notwendig. Dabei verwendet man den Blitz in aller Regel nicht als alleinige Lichtquelle, sondern lediglich zum Aufhellen einer Szene oder zur Verbesserung der vorhandenen Lichtsituation. Die beiden folgenden Fotos verdeutlichen den Unterschied. Das weibliche Calumma parsonii parsonii links ist ohne Blitz fotografiert, das rechte mit externem Blitz.

Interner Blitz

Der in Spiegelreflexkameras fest verbaute interne Blitz wird auf Knopfdruck aus dem Kameragehäuse bewegt. Er ist zwar immer schnell zur Hand, liegt aber direkt auf der optischen Achse der Kamera. Dadurch wirken mit internem Blitz fotografierte Bilder oft „platt“ und „eindimensional“. Die folgenden beiden Fotos zeigen das nochmal. Links sieht man Brookesia tedi, fotografiert mit dem internen Blitz der Spiegelreflexkamera. Rechts ist Brookesia micra abgebildet, fotografiert mit einem externen, entfesselten Blitz.

Externer Blitz

Externe Blitzgeräte setzt man entweder oben auf die Spiegelreflexkamera mittels eines Schlittens auf. Damit hat man mehr Leistung, aber das gleiche Achsenproblem wie mit dem internen Blitz. Geschickter ist, externe Blitzgeräte unabhängig von der Position der Kamera mittels eines externen Auslösers zu nutzen („entfesseltes“ Blitzen). Das ermöglicht eine Vielzahl neuer Lichtsituationen und „natürlicheren“ Lichteinfall auf dem Foto. Nicht zuletzt kann man auch mit mehreren, individuell anzusteuernden Blitzen arbeiten. Auf Madagaskar ist man in der Regel auf maximal zwei oder drei externe Blitze beschränkt, da man stets Personen braucht, die die Blitze im Regen- oder Trockenwald denn auch festhalten bzw. positionieren. Nur sehr selten ergibt sich die Gelegenheit, dass ein Chamäleon so unbewegt und gelassen sitzt, dass man tatsächlich ganze Sets in Windeseile aufbauen kann. In der Regel muss man schnell sein und braucht mindestens eine Person zur Hilfe, die den externen Blitz wie gewünscht festhält bzw. weiter bewegt, wenn das Chamäleon sich bewegt. Ein weiterer Bildvergleich: Links ein Furcifer pardalis in Ambanja, fotografiert mit externem, entfesseltem Blitz. Rechts ein Furcifer pardalis in Djangoa, fotografiert mit dem internen Blitz der Kamera.

Schadet Blitzlicht den Augen?

Noch immer hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Blitzlicht die Netzhaut der Augen schädigen kann. Besonders häufig hört man dies im Zusammenhang mit der Fotografie von Kindern, aber auch bei Tieren. Tatsächlich ist an diesem Gerücht nichts dran.

Licht kann nur unter bestimmten Bedingugngen überhaupt Schäden am Auge verursachen. Zum einen kann Licht – konkret Laser – Verbrennungen der Netzhaut verursachen.  Die Energie eines Lasers liegt jedoch um bis zu 500 Mal höher als das Blitzlicht einer Kamera. Außerdem ist das Licht extrem fokussiert, ein Kamerablitzlicht nicht. Dazu ist die Dauer eines Kamera-Blitzlichts extrem kurz, in der Regel weitaus kürzer als 1/200stel Sekunde. Eine Verbrennung an der Netzhaut kann also durch Blitzlicht nicht entstehen. Eine zweite Variante, wie Licht zu Augenerkrankungen führen könnte, sind Schäden durch ultraviolettes Licht. Man kennt dieses Phänomen als „Schneeblindheit“, der Fachbegriff ist Photokeratitis. Dabei wird die Hornhaut beschädigt. Dieses Problem kann bei Fotoblitzlicht schon deshalb nicht auftreten, weil normale Blitze kein ultraviolettes Licht abgeben.

Calumma crypticum in Anjozorobe, Nikon D750, Nikkor 24-70 mm/2,8, Vollformat, f/11, 1/125 sec, ISO 100, manueller Modus, freihändig, zwei entfesselte Yongnuo YN560 III, zwei Lumiquest-Softboxen

Kurz gefasst: Das durchschnittliche Blitzlicht einer digitalen Spiegelreflexkamera kann keine Schäden am Auge verursachen. Nicht mal bei einem Neugeborenen. Chamäleons haben übrigens prinzipiell ein Linsenauge wie der Mensch auch. Hier darf man also im Analogieschluss davon ausgehen, dass auch Chamäleonaugen durch den Blitz einer Kamera kein bleibender Schaden entstehen kann.

Eines kann Blitzlicht jedoch: Nachts Tiere irritieren. Insbesondere wenn man Chamäleons nachts schlafend fotografiert, sollte man sich auf wenige Aufnahmen beschränken und kein „Blitzlichtgewitter“ abfeuern. Ein vom Licht irritiertes Tier kann kurzzeitig orientierungslos sein, was es besonders nachts anfällig für Beutegreifer macht. Ist es also versehentlich passiert, dass ein Chamäleon scheinbar desorientiert über seinen Schlafast läuft, sollte das Licht bis auf ein Mimimum gedimmt und in Nähe des Tieres gewartet werden, bis es sich wieder in seine sichere Schlafposition begeben hat und man es unbesorgt alleine lassen kann.

Softboxen

Nichtsdestotrotz kann es je nach Situation unangenehm sein, mit grellem Licht angeblitzt zu werden. Sogenannte Softboxen, die man über den Blitz stülpt, sorgen für ein wesentlich weicheres Licht auf dem Foto. Die Softbox imitiert quasi die natürliche Streuung einer Lichtquelle wie der Sonne. Das ist nicht nur für das Foto sehr viel schöner und natürlicher anzuschauen, sondern auch für das Chamäleon angenehmer.

 

Tipps & Tricks zur Chamäleonfotografie

Der richtige Zeitpunkt

Wann ist die richtige Zeit, Chamäleons zu fotografieren? Das ist sehr einfach zu beantworten. Tagsüber zeigen Chamäleons in der Regel wesentlich schönere Farben als im Dunkeln. Nachts tragen sie ihre „Schlaffarben“. Die sind zwar heller als tagsüber, zeigen die Tiere aber nicht in ihrem „normalen“ Aussehen. Wer also nicht zu dokumentarischen Zwecken schlafende Chamäleons fotografieren will, der ist mit der Fotografie der Tiere tagsüber besser bedient. Zwei Beispiele siehst du in den folgenden Fotos: Einmal ein Calumma crypticum nahe Ambositra am Tage fotografiert, daneben ein Männchen der gleichen Art schlafend nachts in Anjozorobe. Unten ein Calumma oshaughnessyi in Ranomafana, links ein Männchen tagsüber und rechts ein weiteres Männchen nachts fotografiert.

Kleiner Minuspunkt: Nachts findet man Chamäleons leichter. Aber dieses Problem kann man simpel lösen: Am Abend sucht man die Tiere und markiert die entsprechenden Bäume mit beispielsweise einem farbigen Bastband. Am nächsten Morgen sucht man den Baum kurz nach Sonnenaufgang (nicht später!) wieder auf. Man braucht nun zwar etwas Glück, das Chamäleon wiederzufinden, aber meist befindet es sich noch in unmittelbarer Nähe. Die Markierung in der Vegetation entfernt man selbstverständlich wieder.

Eine „richtige Tageszeit“ zum Chamäleons fotografieren gibt es auf Madagaskar übrigens praktisch nicht. Natürlich bietet eine Abendstimmung schönes Licht, aber meist findet man Chamäleons nicht genau zu dem Zeitpunkt und an dem Ort, während dem „optimales Licht“ herrscht. Auf Madagaskar muss man sich meist mit den Gegebenheiten arrangieren und das Licht nehmen, was man gerade kriegen kann. Man kann Lichtverhältnisse auf der Insel gut technisch aufrüsten, indem man Blitzlicht verwendet.

Ein Tipp an dieser Stelle: Orts- und chamäleonkundige local guides sind auf Madagaskar sehr wichtig. Dass man selbst ohne jegliche Erfahrung gut getarnte Chamäleons im Busch findet, ist extrem von Glück, Tages- und Jahreszeit abhängig. Mit den richtigen Guides hat man wesentlich bessere Chancen auf gute Sichtungen.

Sonnenstand

Silhouette eines Furcifer voeltzkowi auf der Halbinsel Katsepy im Gegenlicht

Die Sonne im Rücken zu haben ist entscheidend. Im Gegenlicht kann man keine guten Fotos machen – es sei denn, man möchte bewusst nur die Silhouette eines Chamäleons ablichten. Von der Seite kommendes Sonnenlicht kann bei der Fotografie sehr stören. Prinzipiell sollte bei Fotos die Sonne hinter dem Fotografen stehen.

Hintergrund und störende Elemente

Ein ruhiger Hintergrund ist hilfreich und lenkt weniger vom eigentlichen Motiv, dem Chamäleon, ab. Hütten, Menschen oder streunende Hunde sollten nicht im Hintergrund zu erkennen sein. Der Hintergrund darf außerdem – abhängig vom verwendeten Objektiv – gerne etwas vom Chamäleon entfernt sein. Genauso gehören Hände nicht aufs Foto. Ebenso viel Aufmerksamkeit sollte „dem richtigen Moment“ zukommen. Sitzt das Chamäleon gerade so, dass direkt vor seiner Nase ein dicker Ast verläuft, ist es nicht der richtige Zeitpunkt, auf den Auslöser der Kamera zu drücken. Zwar könnte man theoretisch störende Menschen oder Äste später aus dem Bild heraus retuschieren, aber gute Fotografie sollte stets darauf abzielen, ein schönes Foto ohne  Nachbearbeitung zu erhalten.

Beispiele: Das männliche Furcifer pardalis links hat einen Menschen im Hintergrund. Das weibliche Furcifer pardalis rechts bewegt sich vor einem sehr unruhigen Hintergrund, der vom eigentlichen Motiv ablenkt. Das Calumma brevicorne-Weibchen hat direkt vor der Nase einen störenden Ast im Bild. Und das Brookesia therezieni in Ranomafana verschwindet hinter einem querlaufenden Ast mit dem ganzen Kopf.

Bildfüllende Aufnahme

Eigentlich das Wichtigste: Will man ein Chamäleon fotografieren, sollte das Chamäleon auch bildfüllend abgebildet sein. Irgendein Baum oder Busch und irgendwo darin ist das Chamäleon? Das wird niemand später erkennen können. Hinterher mittels PhotoShop ins Foto zu zoomen und winzige Bildausschnitte auszuwählen führt zu enormen Qualitätsverlust. Daher: Nahe genug ran ans Chamäleon! Das folgende Foto zeigt, was gemeint ist: Links ist irgendwo im Farn ein Calumma gallus im Bild. Man muss schon sehr genau hinsehen, um es zu erkennen. Dem steht rechts ein bildfüllendes Portrait entgegen, auf dem man das gleiche Tier wunderbar betrachten kann.

Auf Augenhöhe

Um Chamäleons gut abzulichten, sollte man sich Augenhöhe mit dem Tier begeben. Auch wenn es ein winziges Erdchamäleon ist! Von oben oder unten fotografierte Chamäleons sind schmale Linien mit Augen. Von den tollen Farben, Formen und Mustern der verschiedenen Arten kommt dabei nichts zur Geltung. Dazu sind Chamäleons eher sensibel, was potenzielle Beutegreifer über ihnen angeht. Fotografiert man sie von oben, zeigen sie daher meistens Stressfärbung und versuchen zu flüchten. Man hat dann ein weglaufendes Chamäleon auf dem Foto, was weder entspannt noch schön aussieht. Die beiden folgenden Fotos zeigen mehrere verunglückte Aufnahmen: Das Furcifer bifidus-Weibchen in Vohimana (Bild links oben) streckt einen Fuß aus dem Bild, während der größte Teil ihres Körpers von einem Ast verdeckt wird. Das Furcifer pardalis aus Vohimana (Bild rechts oben) wurde nur noch von unten erwischt – auch keine gute Aufnahme. Das Calumma gallus in Vohimana (Bild links unten) ist hinter seinem Ast eigentlich gar nicht mehr zu sehen, nur ein paar Füße schauen knapp hervor. Das Weibchen von Furcifer timoni (Bild rechts unten) verschwindet gerade vor dem Fotografen. In diesem Fall gilt „Ein schöner Rücken kann auch entzücken“ eher nicht.

Auch der Körper des Chamäleons sollte sich möglichst parallel zur Optik befinden. Dabei ist es oft ein Problem, den ganzen Schwanz des Chamäleons mit aufs Bild zu bekommen. Mal hängt er aus dem Bild heraus, mal ist er abgeschnitten. Das kann man regeln, indem man das Chamäleon diagonal fotografiert. Ein sachtes Berühren des Schwanzes führt alternativ bei vielen Chamäleons dazu, dass sie den Schwanz einrollen. Und wenn gar nichts in der Seitenansicht klappen will, kann man auch schöne Foto von vorne machen. Auf den folgenden beiden Fotos ist das gleiche Männchen von Furcifer pardalis aus Djangoa abgebildet. Links mit ausgestrecktem, „endlos langem“ Schwanz, rechts dagegen etwas schräg fotografiert mit eingerolltem Schwanz.

Blickrichtung

Auf Fotos, die den Betrachter ansprechen, schaut mindestens ein Chamäleonauge zum Betrachter. Das Chamäleon sollte also bestenfalls direkt in die Kamera schauen. Meist regelt sich das während der Fotografie sehr schnell von selbst, man muss nur im richtigen Moment auslösen. Chamäleons sind extrem aufmerksam und fixieren mit ihren Augen jegliche Bewegung – auch wenn nur ein Finger über dem Auslöser wackelt. Soll ein Foto eine bestimmte Situation abbilden – beispielsweise ein Chamäleon, das einem Kontrahenten seitlich des Fotografen droht -, kann die Blickrichtung abweichen. Im Folgenden zwei Fotos vom gleichen Brookesia thieli, lediglich der Fotograf hat sich um das Tier herum bewegt. Einmal schaut das Tier irgendwo in die Gegend, einmal blickt es zum Betrachter.

Licht im Auge

Um ein Chamäleonfoto lebendiger wirken zu lassen, ist ein sogenanntes Spitzlicht im Auge entscheidend. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Malerei. Er bezeichnet aufgesetzte helle Farbpunkte, die Lichtreflexe an bestimmten Motivstellen darstellen sollen. Damit kann man Menschenportraits „strahlender“ aussehen lassen. Die folgenden beiden Fotos zeigen, was gemeint ist: Links liegt kein Spitzlicht im Auge des Furcifer voeltzkowi auf Katsepy, rechts schon.

In der Fotografie nutzt man natürliche Lichtquellen, deren Reflexe sich dann im Chamäleonauge spiegeln. Die Lichtquelle kann der Himmel, die Sonne, aber auch ein Blitzlicht sein. Das Spitzlicht darf dabei nicht mitten in der Pupille liegen, sondern sollte stets seitlich davon zu sehen sein.

Schärfe und Fokus

Bei Chamäleons liegt der Fokus meist auf den Augen. Das heißt: Den Fokuspunkt der Kamera auf das dem Betrachter zugewandte Auge setzen. Dabei sollte man beachten, dass Chamäleons etwas hervorstehende Augen haben. Ist die Schärfentiefe zu knapp, werden nur die Augen scharf, das übrige Tier aber nicht. In einem gewissen Maß kann man dies über die Öffnung der Blende regulieren. Ein scharf abgebildetes Chamäleon, dessen Augen unscharf sind, ergibt in der Regel ein schlechtes Foto. „Nur Augen scharf“ ist in den meisten Fällen auch kein gutes Bild – es sei denn, man möchte den Fokus in einer bestimmten Szene tatsächlich nur auf den Augen liegen haben.

Das Chamäleon lesen

Chamäleons kommunizieren mit Farben, Körperform und Bewegungen. Wer Chamäleons besonders gut fotografieren will, sollte sie deuten und mit ihnen umgehen können. Denn ihr Verhalten ist vorhersehbar und relativ einfach zu erlernen. Ein „schwarz geärgertes“ Chamäleon, ein extrem hell gefärbtes, überhitztes Tier oder eines, das gerade von einem Ast springt und flüchtet, ist auf keinem Foto schön anzusehen. Offensichtlich kranke Tiere mit eingefallenen Augen, Verletzungen oder Weibchen während der Eiablage sollte man zudem so wenig wie möglich stören. Es gibt so viele Chamäleons auf Madagaskar! Nicht jedes einzelne davon ist als Fotomotiv geeignet. Wer gerade erst mit der Chamäleonfotografie beginnt, sucht vielleicht als erstes Motiv lieber das große Calumma parsonii cristifer aus, das sowieso sehr gechillt und ruhig auf seinem Ast sitzt, anstatt das rennende, flinke Furcifer willsii zwanzig Meter weiter ablichten zu wollen. Erdchamäleons wie Brookesia superciliaris sind, einmal gefunden, meist dankbare Motive. Für diese kleinen Chamäleons braucht man vor allem Geduld und ein gutes Makroobjektiv, aber sie neigen generell weniger zum „davon laufen“.

Besonders kleine Baum bewohnende Chamäleons wie Calumma linotum, Calumma boettgeri oder Calumma gallus sind schwieriger zu fotografieren. Sie zeigen oft Abwehrverhalten, indem sie sich sofort hinter Äste drehen, taucht eine Kamera oder generell ein Mensch in ihrer Nähe auf. Auf dem Foto sieht man dann nur „einen Ast mit Augen“. In einem solchen Fall braucht man viel Geduld. Irgendwann taucht das Tier wieder auf und bewegt sich weiter. Tipp: Beim Warten nicht die Kamera vom Gesicht wegnehmen. Sonst taucht das Chamäleon auf, man nimmt die Kamera hoch und es ist durch die Bewegung schon wieder weg, bevor man auslösen kann. Die Fotos oben zeigen ein und dasselbe Jungtier von Calumma gastrotaenia, links wie aufgefunden und rechts ein paar Minuten später und ein paar Zentimeter weiter auf einem moosigen Ast.

So weit zu unseren Tipps.

 

Ein Beispiel für unsere Foto-Ausrüstung und was wir genau auf Madagaskar mit in den Wald nehmen, findest du übrigens hier. Dort findest du auch regelmäßig neue Tipps zur Fotografie auf Madagaskar. Zum Schluss bleibt zu sagen: Wir wünschen viel Spaß beim Fotografieren, sei es auf Madagaskar oder anderswo auf der Welt!

Calumma gastrotaenia in Anjozorobe, Nikon D750, Nikkor 105 mm Micro, Vollformat, f/11, 1/125 sec, ISO 100, manueller Modus, freihändig, zwei entfesselte Yongnuo YN560 III, zwei Lumiquest-Softboxen

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