Tipps zum Terrarienbau

Nachdem wir nun rund 20 Jahre lang unsere eigenen Chamäleonterrarien bauen, möchten wir einige Erfahrungen weitergeben, die nicht in den Bauanleitungen zu finden sind. Denn über manches macht man sich erst Gedanken, wenn man bereits mittendrin ist. Ganz grundlegend: Die Planung ist das Wichtigste! Deshalb bitte unbedingt ausreichend Zeit nehmen, wenn man selbst alle Maße und Bauteile planen möchte. Wer eine Anleitung nachbaut oder planen lässt, hat hier natürlich einen entscheidenden Vorteil.

Hinweis: Wer sich selbst für einen großen Baumeister hält, darf diesen Artikel geflissentlich überlesen. Er ist für Anfänger gedacht, die noch keine zwanzig Terrarien selbst gebaut haben.

Die Größe des Terrariums

Grundsätzlich gilt zwar für fast alle Chamäleons „zu groß gibt es nicht“, aber einige Dinge sollte man bei der Planung trotzdem bedenken. Denn Terrarienmaße finden ihre Grenzen vor allem in den Maßen der Räume, in denen sie sich befinden, aber auch in der täglichen Pflege des Chamäleons. Deshalb:

Tiefe: Nicht zu tief planen! Jedenfalls dann nicht, wenn man irgendwann nochmal mit dem Terrarium umziehen will oder das Terrarium eventuell nochmal innerhalb des gleichen Hauses den Standort wechseln soll. Gängige Türmaße sind 86 cm und 98,5 cm Breite. Sind bei einem Terrarium alle Maße (Breite, Höhe und Tiefe) über 90 cm, kann man es nicht mehr durch die Tür transportieren. Man braucht also entweder alternative Transportwege (großrahmige Fenster oder Terrassentüren) oder man muss das Terrarium abbauen, sollte man es noch einmal transportieren wollen. Hinweis an dieser Stelle: Aluminiumprofile kann man rein theoretisch wieder auseinander nehmen. Rein praktisch ist das nur mit großem Aufwand, den niemand ernsthaft betreiben wird, und hohem Risiko von langfristigen Beschädigungen möglich. Im Zweifel übrigens einfach mal die Türen des zukünftigen Terrarienzimmers ausmessen – es gibt auch 61 und 73,5 cm breite Türen in Deutschland.

Leitungen an der Decke, wie hier in einem Kellerraum, sollten bei der Terrarienplanung berücksichtigt werden

Bestenfalls kann man auch ein krankes oder sehr unkooperatives Chamäleon jederzeit im Terrarium erreichen und herausnehmen. Das bedeutet zum Einen, dass eine Seite oder die Front des Terrariums möglichst weit zu öffnen sein sollte. Das kann man über die Verwendung von Anschlagtüren erreichen. Zum Anderen sollte die Tiefe des Terrariums nicht zu groß gewählt werden. In 1,50 m Tiefe kommt so gut wie niemand mehr an die Rückwand heran, insbesondere dann nicht, wenn noch Äste und Pflanzen im Terrarium sind. Auch bei kleinen Becken kann eine große Tiefe des Beckens zu Problemen bei der Pflege des Terrarienbewohners führen.

Höhe: Wer eine Deckenhöhe von 2,30 m hat und Aluminiumprofile verwenden will, der kann kein Terrarium mit 2,20 m in diesem Raum bauen. Einerseits muss in aller Regel noch Beleuchtung über das Terrarium. Andererseits braucht man nach oben Platz, um die letzten Aluminiumprofile zusammenzuschlagen. Und wenn man mit dem Gummihammer nicht mehr nach oben ausholen kann, kann man eben auch die Profile nicht mehr zusammenbauen. Besonders in Kellerräumen sollte auf Heizungsrohre, Deckenlampen, abgehängte Decken und andere „Ärgernisse“ geachtet werden, die den vorgesehenen Standort des Terrariums behindern könnten. Immer daran denken: Wie soll das fertige Terrarium aussehen und welches Licht soll darüber wie befestigt werden? Eine gute Planung im Voraus erspart viel Ärger hinterher.

Das Gewicht des Terrariums

Sowohl bei der Größe des zukünftigen Terrariums als auch bei der Füllhöhe des Bodengrunds sollte man das Gewicht des komplett eingerichteten und des leeren Terrariums bedenken. Will man das Becken jemals wieder bewegen, ist leichtes Baumaterial wie Forex von Vorteil gegenüber schweren Materialien wie Holz oder Glas. Dazu kommt das Gewicht des Bodengrunds und der Drainage, meist feuchte (!) Erde und nasser Blähton. Große Terrarien kann man in der Regel nicht auf Schränke oder Holzaufbauten stellen, kleinere dagegen auf Grund des geringeren Gewichtes schon. Also: Vorher ausrechnen, was mit trockener Erde in etwa zusammenkommt, und dazu noch einige Kilo Wasser rechnen.

Die Türen des Terrariums

Aufzuchtterrarien Furcifer pardalis

Aufzuchtterrarien für Pantherchamäleons mit Glas-Schiebetüren

Für Terrarien gibt es verschiedene Türsysteme: Falltüren haben sich bei Chamäleons nicht bewährt. Schiebetüren, die in zwei hintereinander liegenden Führungsschienen aus Plastik laufen, können für kleine Terrarien bei beispielsweise Erdchamäleons gut verwendet werden. Je größer das Terrarium wird, desto schwerer werden jedoch auch die Glasscheiben. Die Führschienen kann man mit regelmäßigem Aussaugen mit dem Staubsauger und Einbringen von etwas Kernseife geschmeidiger machen, ganz glatt laufen sie ab einer gewissen Größe aber nicht mehr. Bei Glasscheiben über einem Quadratmeter bietet es sich daher an, entweder auf ein Rollensystem umzusteigen oder kein Glas, sondern Alugaze in einem Rahmen zu verwenden. Anschlagtüren, wie sie vor allem in großen Terrarien für Baum bewohnende, mittelgroße bis große Chamäleons sehr praktisch sind, kann man auf Grund des Gewichts nur schwierig mit Glas realisieren. Hier bietet sich ebenfalls ein Rahmen aus Aluprofilen und Gaze an, der sehr leicht ist.

Wir verwenden derzeit bei kleineren Terrarien Schiebetüren, bei allen Terrarien mit über 100 cm Kantenlänge Anschlagtüren. Als Türbänder (Scharniere, die den Terrarienrahmen und die Tür verbinden) empfehlen wir Aushebescharniere. Alternativ kann man für Anschlagtüren sogenannte Aufsatz- oder Anschraubbänder verwenden. Diese befestigen die Tür mit Schrauben fest am Terrarium. Die Tür kann dann nicht mehr herausgehoben werden. Je größer die Tür, desto mehr Bänder benötigt man. Standard sind zwei Türbänder pro Tür. Vorsicht: Beim Kauf sollte man bereits wissen, auf welcher Seite sich der Anschlag der Terrarientür befinden soll. Es gibt Türbänder mit rechtem und welche mit linkem Anschlag.

 

Die Belüftungsflächen

Nahaufnahme einer Gazefläche

Zur geplanten Größe der Belüftungsflächen bitte diesen Artikel konsultieren. Prinzipiell hat sich für die Belüftungsflächen von Chamäleonterrarien Aluminiumgaze bewährt. Fliegengitter aus Fiberglas oder Polyester dagegen sind für Terrarien nicht geeignet. Sie sind leider relativ leicht brennbar und können von Futtertieren angefressen werden. Edelstahlgaze ist langlebiger als Aluminiumgaze, dafür aber entsprechend kostenintensiver.

Die benötigte Maschenweite hängt davon ab, welches Chamäleon im Terrarium gehalten werden soll und wieviel Lichteinfall man möchte. Je weiter die Maschen, desto höher die Chance, dass ein Chamäleon seine Zunge darin verletzt. Je kleiner die Maschenweite, desto weniger Licht und UV-B-Strahlung gelangt hindurch. Ein Lochblech beispielsweise lässt nur etwa 30% des darüber befindlichen Lichts nach unten ins Terrarium durch, ist also per se als Deckelbelüftungsfläche ungeeignet. Eine Gaze mit 2,5 mm Maschenweite dagegen lässt gut 70% des Lichts und der UV-B-Strahlung durch. Wieviel Licht bereits gekaufte Gaze blockt, kann man mit dieser simplen Anleitung berechnen.

Schwarze Aluminiumgaze auf der Rolle

Als praktikable Maschenweite für kleine bis große Chamäleons hat sich bei uns eine Maschenweite von 2 x 2 mm bewährt. „Drosphiladicht“ sind erst Maschenweiten ab 0,8 x 0,8 mm Maschenweite oder kleiner. Am häufigsten wird unter diesem Begriff eine Maschenweite von 0,5 mm x 0,5 mm verwendet. Durch diese Maschen kommen Fruchtfliegen nicht mehr durch. Solche Gaze eignet sich daher besonders gut für Aufzuchtterrarien oder Terrarien besonders kleiner Chamäleonarten.

Schwarze oder anthrazitfarbene Aluminiumgaze bietet den besten Einblick ins Terrarium. Man sieht die Gaze fast nicht und die Gaze reflektiert kaum. Silberfarbene Aluminiumgaze ist deutlich leichter zu bekommen, es gibt sie in fast allen Maschenweiten und sie ist etwas kostengünstiger als schwarze. Dafür ist die Einsicht ins Terrarium bei silberner Aluminiumgaze deutlich schlechter. Wir können übrigens nur sehr dazu raten, bereits schwarze Aluminiumgaze zu kaufen und nicht silberne Gaze schwarz anzusprühen.

Schrauben oder Poppnieten


Poppnietenzange und Poppnieten

Es gibt selbstbohrende Schrauben, wie wir sie für unsere Außengehege verwendet haben, in allen Größen. Sie können problemlos ohne Vorbohren in Aluminiumprofilen versenkt werden. Das spart sehr viel Zeit und Aufwand. Für normale Schrauben müssen Löcher allesamt vorgebohrt werden.

Poppnieten sehen sauber aus, sind aber nur schwierig wieder zu entfernen. Außerdem ein Tipp: Nicht die billigste Poppnietenzange nehmen. Die Zangen des mittleren bis oberen Preissegments sind unglaublich viel leichter anzuwenden.

Dichtigkeit

Tesamoll (links) und Terra-Safe (rechts)

Nicht perfekt passende Terrarientüren kann man problemlos mit Tesamoll abdichten. Früher gab es für die Ritze zwischen zwei Glasscheiben sogenannte „Heimchensperren“, kleine Leisten aus Plastik, die man dazwischen schieben konnte und die von Grillen und Heimchen nicht überklettert werden konnten. Manchmal findet man sie noch in kleinen Terraristikläden. Für Glastüren bei Jungtieren oder besonders kleinen Chamäleons gibt es stattdessen aber auch spezielles, auf Glasscheiben aufklebbares Silikonband (Terra-Safe), mit dem auch Millimeter schmale Ritzen abgedichtet werden können.

Wasserschutz bei Regenanlagen

Um den Boden unter der Regenanlage vor Wassertropfen oder nicht perfekt in den Behälter gegossenem Wasser zu bewahren, haben sich breite Fußmatten („Schmutzfangmatten“) bewährt. Die sind oben aus Kunststoff und unten aus Gummi, lassen also kleine Mengen Wasser nicht durch. Die gleichen Matten verwenden wir auch unter den Terrarien. Die Regenanlagen bringen wir zusätzlich in selbst gebauten Holzkisten unter, die im unteren Bereich mit Teichfolie ausgekleidet sind. Sie bieten Platz für einen großen Wasserkanister und die Pumpe. Geht beim Befüllen des Kanisters darin etwas Wasser daneben, wird es von der Teichfolie aufgefangen.

 

Wenn du noch weitere Ideen für Tipps beim Terrarienbau hast oder eine Frage stellen möchtest, schreib uns gerne eine E-Mail. Wir fügen gerne noch weitere Themenbereiche ein.

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