Trächtigkeit
Haben sich Weibchen und Männchen einer Chamäleonart erfolgreich verpaart, folgt die Trächtigkeit. Schon direkt nach der Verpaarung will das Weibchen nichts mehr mit dem Männchen zu tun haben. Auf Madagaskar liegen Verpaarung und Trächtigkeit stets in der Regenzeit, also je nach Region zwischen Oktober und April. In der Terraristik außerhalb Madagaskars ist es aber möglich, dass Chamäleons auch außerhalb dieser Monate trächtig werden und Eier ablegen. Die Trächtigkeitslänge variiert zwischen den verschiedenen Chamäleonarten – Angaben dazu findest du unter den Artbeschreibungen unter „Chamäleons & Habitatsdaten“. Bei vielen Chamäleon-Arten zeigen die Weibchen bald eine deutliche Trächtigkeitsfärbung, die sich stark von der normalen Färbung unterscheidet.
An den Eierstöcken des Weibchens reifen bereits vor der Paarung Follikel heran. Beim Eisprung reißen die Follikel auf und lassen die Eizellen austreten, die dann vom Eileiter aufgenommen werden. Die Befruchtung der weiblichen Eizellen durch die Spermien des männlichen Chamäleons findet kurz nach der Verpaarung noch im Eileiter statt. Das Epithel der beiden Eileiter sorgt nun für die Bildung der Eimembran. Nach ein paar Tagen beginnt sich Kalk auf der Eimembran anzulagern. Dieser Prozess setzt sich solange fort, bis die Eimembran komplett von einer dünnen Kalkschale umhüllt ist. Bei Chamäleons sind die Eier weichschalig und nicht hart wie bei Vögeln oder Schildkröten.
Bei der Fütterung dürfen Weibchen im letzten Drittel der Trächtigkeit etwas mehr bekommen. Vor der Trächtigkeit sollte man von zu reichlicher Fütterung absehen, da dies zu riesigen Gelegen führen kann, die das Weibchen enorm schwächen. Während der gesamten Trächtigkeit ist besonders auf die Supplementierung zu achten, denn der Vitamingehalt der Eier ist direkt von der Vitaminversorgung des Muttertieres abhängig. Außerdem wird während der Trächtigkeit mehr Kalzium zum Aufbau der Eierschalen benötigt. Studien belegen außerdem, dass eine optimale Versorgung des Muttertiers mit UV-B-Strahlung den Schlupferfolgs eines Geleges verbessert.
Trächtigkeitsdauer
Die Weibchen der verschiedenen Chamäleonarten sind unterschiedlich lang trächtig. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über Trächtigkeitslängen.
Art | Trächtigkeitsdauer | Quelle |
Brookesia stumpffi | 40 Tage | Schmidt et al. 1989 |
Brookesia superciliaris | 45 Tage | Lippe 1994 |
Brookesia thieli | 31 Tage | Flamme 2005 |
Calumma globifer | 90-120 Tage | Weiß 2005 |
Calumma parsonii parsonii | 152-243 Tage | eigene Erfahrung |
Furcifer balteatus | 90-120 Tage | Althaus et al. 2009 |
Furcifer lateralis | 40-45 Tage 30-50 Tage 30-52 Tage 30 Tage |
eigene Erfahrungen Schmidt et al. 1987 Schmidt 2001 Schwarz 2008 |
Furcifer minor | 64 Tage | Althaus 2008 |
Furcifer oustaleti | 31-45 Tage | Abate 1999 |
Furcifer pardalis
|
30-40 Tage 31-45 Tage 28-45 Tage 28 Tage 19 Tage |
eigene Erfahrungen Schmidt 1988 Schmidt 1989 Deckers 2006 Eckhardt 2018 |
Furcifer verrucosus | 28-42 Tage 56-70 Tage 50-60 Tage |
Abate et al. 1995 Schneider et al. 2002 Starke-Huber 2007 |
Probegrabungen und Eiablage

Ein Furcifer pardalis Weibchen legt Eier im Sand ab, nahe Diego Suarez
Damit ein Chamäleonweibchen problemlos ihre Eier ablegen kann, ist ein wenig Vorbereitung nötig. Das Weibchen sollte in einem Terrarium untergebracht sein, das einen Bodengrund von 20 bis 30 cm Höhe aufweist. Als besonders grabfähig hat sich eine Mischung aus Spielsand und Erde bewährt. In den letzten Tagen der Trächtigkeit sollte der Boden stets feucht gehalten werden, denn in feuchtem Boden lässt es sich leichter graben. Die meisten Weibchen stellen kurz vor der Eiablage die Futteraufnahme ein. Pflanzen, die direkt im Boden wurzeln, sind für viele Weibchen besonders attraktiv zur Eiablage. Heizmatten unter dem Boden sind für die Eiablage kontraproduktiv – der in der Tiefe immer wärmer werdende Bodengrund kann das Weibchen bei der Eiablage stören oder es im schlechtesten Fall ganz von der Eiablage abhalten.
Beginnt ein Weibchen, auf dem Boden herumzulaufen und nach einem geeigneten Eiablageplatz Ausschau zu halten, sollte je nach Standort des Terrariums gegebenenfalls ein Sichtschutz vor dem Terrarium angebracht werden. Je weniger man das Weibchen stört, desto weniger Probleme gibt es bei der Eiablage. Besonders junge und unerfahrene Weibchen führen in der Regel einige Tage vor der eigentlichen Eiablage schon Probegrabungen durch. Sie graben Löcher, legen aber keine Eier. Dieses Verhalten ist normal und verliert sich mit zunehmenden Alter und steigender Zahl der Trächtigkeiten. Ist schließlich der passende Platz gefunden – gerne zwischen Wurzeln – gräbt das Weibchen ein tiefes Loch. Ist es tief genug, dreht das Weibchen sich um und schaut mit dem Kopf meist gerade so aus dem Loch heraus, während sie die Eier nacheinander ablegt. Nach der Eiablage dreht sich das Weibchen wieder um und verschließt sorgfältig das gebuddelte Loch. Auch Laub wird über den Eiablage-Platz geschoben, so dass man hinterher nicht mehr erkennen kann, wo die Eier liegen. Dieses Verhalten gehört zur Eiablage dazu, das Weibchen sollte dabei nicht gestört werden. Wer zwischendurch vorsichtig ins Terrarium gespäht hat, weiß bestenfalls bereits, wo er später suchen muss.
Von einigen Arten wie Furcifer lateralis ist bekannt, dass manche Weibchen einen Teil der Eier frei im Terrarium fallen lassen, anstatt sie zu vergraben. Auf Madagaskar haben wir ein solches Verhalten noch nicht beobachten können. Erdchamäleons (Brookesia ssp.) legen in der Regel nur ein oder zwei Eier, die sie nicht vergraben, sondern unter Rindenstücke oder Laub verstecken. Eine Eiablage ist sehr anstrengend für ein Chamäleon. Man sollte dem Weibchen daher auch nach der Eiablage Ruhe gönnen, supplementiertes Futter zur Verfügung stellen und für eine laufende Tropftränke sorgen. Das Chamäleonweibchen kümmert sich nach erfolgreicher Eiablage nicht mehr um ihren Nachwuchs.
Hört das Weibchen auf zu graben, legt aber keine Eier ab, oder wird das Weibchen ungewöhnlich ruhig und schließt sogar tagsüber mal die Augen, ist der sofortige Gang zum Tierarzt angeraten. Das Weibchen befindet sich möglicherweise in einer Legenot, die unbehandelt tödlich endet. Hier ist schnelles Handeln gefragt.
Zu beachten ist, dass Weibchen auch ohne Verpaarung Eier anbilden und ablegen können. Diese Eier sind unbefruchtet. Viele madagassische Chamäleonarten sind jedoch zur Vorratsbefruchtung fähig. Das bedeutet, dass ein einmalig verpaartes Weibchen Spermien des Männchens speichern kann und damit weitere befruchtete Gelege ohne eine weitere Verpaarung ausbilden kann. Dabei sinkt allerdings mit der Zahl der Gelege nach und nach die Zahl befruchteter Eier. Befruchtete Eier sollte man zügig nach der Eiablage ausgraben, um sie in den Inkubator zu überführen. Mehr zum Thema Inkubation findet sich im Artikel Inkubation der Eier.
Gelegegröße
In der Terraristik sind die Gelegegrößen meist etwas größer als in der Natur, da die Weibchen während der Trächtigkeit sehr gut versorgt werden können. In der Natur sind sie von der Regenzeit abhängig, die je nach Jahr intensiver oder kürzer ausfällt. Entsprechend wechselnd kann das Nahrungsangebot auf Madagaskar sein – und damit auch die Möglichkeit des Weibchens, sich zu verpaaren und Eier anzubilden. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die bisher bekannten Gelegegrößen bei madagassischen Chamäleonarten.
Brookesia desperata | 2 Eier | Glaw et al. 2012 | Furcifer labordi | 8 Eier | Kuijpers 1993 |
Brookesia exarmata | 2 Eier | Schimmenti et al. 1996 | Furcifer lateralis | 10-15 Eier 4-23 Eier 6-11 Eier 6-33 Eier |
eigene Erfahrungen Schmidt 2001 Schmidt 1985 Schmidt et al. 1987 |
Brookesia minima | 2 Eier | Schmidt 1988 | Furcifer major | 10-16 Eier 8-23 Eier |
Böhle 1998 Rutsch 2006 |
Brookesia stumpffi | 3-5 Eier 2 Eier |
Schmidt et al. 1989 Raxworthy 1991 |
Furcifer minor | 14 Eier 9 Eier |
eigene Erfahrungen Althaus 2008 |
Brookesia superciliaris | 4 Eier | Lippe 1994 | Furcifer oustaleti | bis zu 61 Eier 17-72 Eier |
Abate 1999 Smith et al. 2016 |
Brookesia thieli | 3-4 Eier | Flamme 2005 | Furcifer pardalis | 15-35 Eier 12-50 Eier 16 Eier 16-44 Eier 22 Eier 16-29 Eier 24 Eier |
eigene Erfahrungen Ferguson et al. 1994 Deckers 2006 Schmidt 1988 Raxworthy 1991 Lutzmann 2006 Eckhardt 2018 |
Brookesia tristis | 2 Eier | Glaw et al. 2012 | Furcifer timoni | 10-14 Eier | Glaw et al. 2009 |
Calumma globifer | 15-30 Eier | Weiß 2005 | Furcifer verrucosus | bis zu 30 Eier 18-26 Eier |
Schneider et al. 2002 Starke-Huber 2007 |
Calumma parsonii parsonii | 24-45 Eier 35 Eier 20-31 Eier 69 Eier |
eigene Erfahrung Kalisch 1994 Tröger 1997 Laube et al. 2020 |
Furcifer voeltzkowi | 7 Eier | Glaw et al. 2020 |
