Quarantäne

Unter Quarantäne versteht man einen begrenzten Zeitraum, in dem man ein Chamäleon vollständig isoliert von anderen Chamäleons und weiteren Reptilien hält, um diese vor ansteckenden Erkrankungen zu schützen. Bei Chamäleons handelt es sich dabei vor allem um Parasitosen, inzwischen aber auch zunehmend um Viren und bestimmte Mykosen. Das Wort Quarantäne kommt wahrscheinlich ursprünglich aus dem Französischen. Die Quarantaine de jours, zu Deutsch vierzig Tage, war bereits vor einigen hundert Jahren der Begriff für eine Ausgangssperre für Neuankömmlinge in Häfen. Damit wollte man verhindern, dass seuchenverdächtige Reisende Krankheiten verbreiteten.

Leider gehört Quarantäne bei den wenigsten Chamäleonhaltern zum Standard, sondern wird in aller Regel vernachlässigt. Deswegen ist die Mehrheit der in Haltung befindlichen Chamäleons mit Parasiten infiziert, vor allem mit schwer durch Desinfektion zu beseitigenden Arten wie Kokzidien. Ein Parasitenbefall ist dennoch nicht Teil eines gesunden Chamäleons. Wer also einen möglichst gesunden Bestand aufbauen möchte, sollte auf Quarantäne keinesfalls verzichten.

Wann sollte man eine Quarantäne durchführen?

Eine Quarantäne sollte prinzipiell für jedes zugekaufte Chamäleon eingehalten werden, egal welcher Herkunft, welchen Alters oder welchen Zustandes. Wildfänge bringen meistens Parasiten und Vorerkrankungen mit sich, die während der Quarantäne diagnostiziert und behandelt werden können. Nach jedem Import sollte also auf jeden Fall eine Quarantäne stehen. Aber auch Nachzuchten haben gerne unbemerkt unliebsame Mitbewohner im Gepäck, die man nicht im fertig eingerichteten Terrarium haben möchte. Auch ein gesund aussehendes Chamäleon sollte also eine Quarantäne absolvieren, bevor man es in sein endgültiges Terrarium umsiedelt. Eine Quarantäne kann zusätzlich bei einem erkrankten Chamäleon durchgeführt werden, um gezielter therapieren (behandeln) zu können.

Wie lange sollte eine Quarantäne dauern?

Küchenpapier und Handschuhe benötigt man für jede Quarantäne

Zur Quarantäne beim Einzug eines neuen Chamäleons sind vier bis zwölf Wochen in isolierter Einzelhaltung empfehlenswert. Viele Parasiten benötigen vom infektiösen Stadium bis zur Vermehrung etwa drei Wochen. Mindestens diese Zeit benötigt man also bei frisch an Parasiten erkrankten Tieren, um die Parasiten auch zu entdecken. Da man aber nicht in jedem Kothäufchen vorhandene Parasiten findet, verlängert man den Zeitraum, um eine Parasitose möglichst sicher auch zu finden. Man möchte ja nichts versehentlich wegen einer zur kurzen Zeitspanne übersehen.

Die Quarantänedauer eines oder mehrerer kranker Chamäleons des eigenen Bestandes richtet sich nach der Inkubations- und Therapiedauer der jeweiligen Erkrankung. Der behandelnde Tierarzt wird dazu etwas sagen können. Gegebenenfalls kann man ein erkranktes Tier auch erstmal vier Wochen in Quarantäne setzen und die Dauer nach Bedarf verlängern.

Vorteile einer Quarantäne

Ein großer Vorteil der Quarantäne ist es, dass man Parasiten bereits früh entdecken und behandeln kann. In das endgültige, bereits voll eingerichtete Terrarium wird das Chamäleon also erst gesetzt, wenn es gesund und frei von Parasiten ist. Damit spart man sich die sehr mühselige Reinigung und Desinfektion eines bereits mit lebendigem Bodengrund und lebenden Pflanzen ausgestatteten Terrariums. Außerdem schützt man das Chamäleon davor, bei anderen Erkrankungen später noch zusätzlich durch bis dahin unerkannte Parasiten geschwächt zu werden. Während der Quarantäne können außerdem auch andere „unsichtbare“ Erkrankungen entdeckt werden, zum Beispiel Nierenerkrankungen oder Dermatomykosen. Verhaltensauffälligkeiten können gefunden und in Ruhe untersucht werden.

Der wichtigste Vorteil einer Quarantäne ist, dass man damit den bereits vorhandenen Chamäleon- und/oder Reptilienbestand vor ansteckenden Erkrankungen schützt. Bei Chamäleons gibt es beispielsweise obligat pathogene (immer krankmachende) Pilze und etliche Parasiten. Im schlechtesten Fall können diese ganze Tierbestände in kurzer Zeit verkleinern oder sogar vernichten.

Quarantänebecken für Brookesia stumpffi mit täglich gewechselter Küchenrolle als Boden und täglich erneuerten Ästen als einzige Einrichtung

Nachteile einer Quarantäne

Die Haltungsbedingungen unter Quarantäne sind in der Regel nicht optimal für ein Chamäleon. Die geringe Bepflanzung, karg eingerichtete Terrarien und mangelnder Sichtschutz sind Nachteile der Quarantäne. Insgesamt wiegen die Vorteile jedoch die Nachteile einer Quarantäne auf.

Praktische Umsetzung der Quarantäne

Terrarienraum

Das Quarantäne-Terrarium sollte sich nicht im gleichen Raum mit bereits vorhandenen Reptilien befinden. Im besten Fall liegen sogar einige Räume zwischen dem Raum, in dem die Quarantäne durchgeführt wird, und den Räumen, in denen bereits Reptilien gehalten werden. Ein Quarantäne-Raum ist bestenfalls vor ständigen Störungen geschützt, also kein Durchgangsraum wie ein Flur oder Wohnzimmer. Teppichboden ist mangels guter Reinigungsmöglichkeiten ebenfalls nicht geeignet für einen Quarantäne-Raum.

Terrarium

Für eine Quarantäne benötigt man ein gut durchlüftetes, einfach zu reinigendes Terrarium. Glasbecken mit modifizierten Belüftungsflächen haben sich bei Chamäleons bewährt. Alternativ kann man beispielsweise aus Styrodur ein günstiges Terrarium zusammenkleben, das man nach der Quarantäne komplett entsorgt. Das Quarantäne-Terrarium wird, falls es schon einmal genutzt wurde, vor der Verwendung gründlich gereinigt und desinfiziert. Die Beleuchtung einschließlich UV-B-Strahlung sollte der Größe des Terrariums angepasst sein. Auf keinen Fall darf während der Quarantäne auf Helligkeit, Wärme und UV-B verzichtet werden!

Die Einrichtung eines Quarantäne-Terrariums darf – im Gegensatz zum späteren Terrarium – sehr sparsam ausfallen. Austauschbare Äste werden horizontal eingebracht. Als leicht austauschbarer Bodengrund eignet sich Zeitungs- oder Küchenpapier. Das Papier wird täglich entfernt bzw. gewechselt, zusammen mit herunter gefallenem Kot und Urat. Genauso werden Äste täglich ausgewechselt bzw. entsorgt. Pflanzen in Töpfen sollten für eine Quarantäne nicht genutzt werden, denn auch an ihnen können sich Parasitenstadien befinden und so für eine ständige Reinfektion des Chamäleons sorgen. Damit überhaupt etwas Grün im Quarantäne-Terrarium vorhanden ist, schneidet man am besten täglich frische Äste im Garten. Reicht die sparsame Einrichtung nicht aus, um dem Chamäleon ausreichend Sichtschutz zu bieten, kann man die Seiten des Terrariums mit alten Zeitungen bekleben.

Pflege des Chamäleons

Der Quarantäne-Raum wird grundsätzlich als letztes im Haus versorgt. In Quarantäne befindliche Chamäleons sollten immer eigene Pflegeutensilien und eigenes Futter haben. Das bedeutet, dass beispielsweise Heimchenboxen für Futtertiere ausschließlich für das Chamäleon in Quarantäne und keinesfalls für weitere Tiere im Haus verwendet werden. Das gleiche gilt für Sprühflaschen, Transportboxen, Futtertierboxen, Küchenrollen, Joghurtbecher oder Pinzetten. Jegliches Handling in Nähe des Terrariums und darin erfolgt mit Handschuhen, die vor Verlassen des Raumes weggeworfen werden.

Vorsicht: Handelsübliche Desinfektionsmittel wie Sterilium® oder Sagrotan® töten die meisten Parasiten nicht ab. Sie sind vor allem gegen Bakterien und nur eine begrenzte Reihe von Viren geeignet. Desinfiziert man seine Hände also bei Verlassen des Quarantäne-Raumes nur anstatt Handschuhe zu verwenden, kann man trotzdem Parasitenstadien verschleppen. Hier findest du eine Übersicht, welche Desinfektionsmittel gegen was genau wirken.

Untersuchungen

Kot, Urat und Sammelröhrchen für die Kotuntersuchung

Während der Quarantäne werden im Abstand von je zwei oder drei Wochen mindestens zwei frische Kotproben zum reptilienkundigen Tierarzt zur Untersuchung gebracht. Das Chamäleon wird täglich eine gewisse Zeit beobachtet, um auffälliges Verhalten oder Anzeichen für Erkrankungen zu entdecken. Der Kot- und Uratabsatz sollte regelmäßig sein, beides sollte physiologisch aussehen. Die Futter- und Wasseraufnahme wird kontrolliert: Schießt das Chamäleon sofort nach angebotenen Insekten oder geht es nur zögerlich oder gar nicht ans Futter? Trinkt es ungewöhnlich viel? Auch die Haut wird beobachtet: Finden sich komische Flecken oder Knubbel in der Haut? Häutet sich das Chamäleon gut oder hat es Häutungsprobleme?

Bei älteren Chamäleons kann es sinnvoll sein, zusätzlich vom reptilienkundigen Tierarzt Blut für einen Check-Up von Organ- und Blutzellwerten abnehmen zu lassen. Zeigt das Chamäleon sich in Quarantäne verhaltensauffällig oder beobachtet man Anzeichen für Erkrankungen, sollte mit dem Tier ebenfalls ein reptilienkundiger Tierarzt aufgesucht werden.

Abschluss der Quarantäne

Die Quarantäne wird nach den oben genannten Zeiträumen beendet, wenn die Kotuntersuchungen alle negativ waren und das Chamäleon sich durchgehend unauffällig verhalten und gut gefressen hat. Im Falle einer Krankheit wird die Quarantäne erst dann abgeschlossen, wenn der behandelnde Tierarzt dazu rät. Nach der Quarantäne werden Küchenpapier, Pflanzen und Äste erneut entfernt und im Müll entsorgt. Sie sollten keinesfalls in anderen Terrarien wiederverwendet werden. Danach wird das Quarantäne-Terrarium erneut gereinigt und desinfiziert (oder ebenfalls entsorgt, falls man sich für Styrodur entschieden hat).

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